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Adrian von Pazatka-Lipinski - Fotos: Marius Auth

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (51)

Adrian von Pazatka-Lipinski: Haben die Kommunion am Waidesgrund gecrasht

19.04.23 - Glücksgefühle am Waidesgrund: An diesem Traditionsort osthessischen Fußballs war am Sonntag der Teufel los, als die Fußballer des RSV Petersberg die Meisterschaft der Kreisoberliga Mitte feierten - und damit in die Gruppenliga zurückkehren. Adrian von Pazatka-Lipinski, Kapitän des Meisterteams, lässt im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch unsere Leser daran teilhaben. Er spricht auch vom speziellen RSV-Gefühl, seine Entwicklung am Waidesgrund - und die Einladungen des Trainers Jürgen Krawczyk zum Frühstück zu ihm nach Hause in Horas.

Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 51 der Serie.

O|N: Wie war die spontane Feier?

Frischer Erfolg, frisches Motiv: der Kapitän im Meister-T-Shirt

von Pazatka-Lipinski: Ein bisschen ungewöhnlich. Wir hatten ja schon am Samstag gespielt (5:0 gegen Schlitzerland, d. Red.) - und mussten am Sonntag nach Bimbach gucken, wo Bachrain spielte. Wir waren auch geschlossen vor Ort. Als Bachrain 1:0 gewonnen hatte und unsere Meisterschaft feststand, war es schon ein besonderes Gefühl. 

O|N: Und das war ...

von Pazatka-Lipinski: Wir waren schon überglücklich. Dass wir den Titel so schnell erreicht hatten, freut uns umso mehr. Es zeigt, dass alle mitgemacht haben und die gute Kameradschaft in der Mannschaft. Sonst hätten wir das so nicht erreicht.

O|N: Aber die eigentliche Feier sollte doch am Waidesgrund steigen, oder? 

von Pazatka-Lipinksi: Ja, wir hatten schon die eine oder andere Vorbereitung getroffen. In Bimbach gab es ein paar Kaltgetränke. Das Vereinsheim in Petersberg aber war besetzt, die Tochter unseres Spielers Patrick Stupp feierte Kommunion. Abends haben wir aber die Kommunion noch gecrasht - nach Absprache mit Patrick Stupp. Gegen zwei Uhr oder halb Drei sind die letzten von uns nach Hause. Nach unserem letzten Heimspiel (21. Mai, 15 Uhr, gegen Niesig) werden wir die Feier aber noch mal intensivieren.

O|N: Dass ihr Meister werdet, war ja nur eine Frage der Zeit. Was sind die Gründe des Erfolgs?

von Pazatka-Lipinski: Nachdem wir im letzten Jahr aus der Gruppenliga abgestiegen waren, war der Wiederaufstieg von Anfang an unser Ziel. Und die Mannschaft hat alles dafür gegeben. Von der Intensität im Training her, von der Anzahl der Einheiten haben wir viel gemacht. Jeder unserer Gegner wollte uns schlagen - aber da hat man gemerkt, dass wir offenbar viel mehr trainiert hatten als unsere Gegner. 

O|N: War der Abstieg eine Art Ausrutscher, den ihr auf Anhieb behoben habt?

von Pazatka-Lipinski: Der Abstieg war schon schmerzhaft, wir hatten uns aber vorgenommen, direkt wieder aufzusteigen. Das hatten wir von Anfang an als Ziel ausgegeben. Und spätestens im Nachhinein hat es sich ja auch erwiesen, dass es ein Ausrutscher war. Wir wollten unsere Mannschaft zusammenhalten - und das ist uns gelungen. Das zeigt die Gemeinschaft. Die Zusammenarbeit im Verein. Und das gefällt den Leuten beim RSV. Nur so konnten wir das durchziehen. 

O|N: Welche Rolle spielt Jürgen Krawczyk. Es ist ungewöhnlich, dass ein 70-Jähriger noch Fußball-Trainer ist. Ist er ein Phänomen?

von Pazatka-Lipinski: Er lebt den Fußball einfach. Er hat nach wie vor eine so hohe Motivation und Spaß daran, mit uns zu arbeiten. Jürgen sagt nach vielen Trainingseinheiten: Es war wieder toll. Man merkt: Er kennt das nur so, dass Fußball sein Leben bestimmt. Er hält sich auch selbst fit. Zu Hause hat er seinen eigenen Fitnessbereich, in dem er vormittags seine Übungen macht. Während der Vorbereitung lädt er uns auch schon mal zum Frühstück ein nach Horas. Das Zusammenspiel funktioniert. Er weiß, was er von uns will - und wir wissen, was er will. Was er von uns erwartet. Jürgen ist auch sehr feinfühlig, was die Intensität des Trainings angeht. Wenn es mal nicht so läuft bei uns, fährt er das Programm runter.

O|N: Die Trainingsbeteiligung ist demnach gut. Oder sehr gut. Wie ist das zu erklären?

von Pazatka-Lipinski: Sie ist ein Grund dafür, dass es so gut läuft bei uns. Jeder hat Lust aufs Training, sonst würde er ja nicht kommen. 

O|N: Wie ist das Verhältnis zwischen Dir als Kapitän und dem Trainer?

von Pazatka-Lipinski: Sehr eng. Wir sprechen oft miteinander. Ich versuche, alles zu geben und die Mannschaft zu führen. Es sind ja in den letzten zwei, drei Jahren viele jüngere Spieler hinzugekommen. Florian Bott, Jorrit  Ehresmann oder Roman Sammet.

O|N: Du bist schon lange beim RSV. Dein Verhältnis zum Verein ist deshalb speziell, oder?

von Pazatka-Lipinski: Ich habe schon viel erlebt dort. Gefühlt bin ich schon immer da. Angefangen habe ich bei FT in der F-Jugend - auch, weil mein Vater Alexander FTler durch und durch ist. Über Schulfreunde bin ich aber 2000 als Siebenjähriger zum RSV gekommen, es liegt - Luftlinie - ja nur das Schwimmbad dazwischen, vielleicht 500 Meter. So lange ich denken kann, habe ich für den RSV gespielt. 

O|N: Was macht den RSV Petersberg als Verein aus?

von Pazatka-Lipinski: Der Verein kommt absolut über den Begriff Mannschaft. Wir haben - sportlich gesehen - in unserer Mannschaft nicht die hochklassigen Einzelkönner, jeder arbeitet für den anderen. Das macht auch den Verein im Gesamten aus. Das war früher schon so - und die Spieler von heute leben das weiter. Die Gemeinschaft ist das Entscheidende. 

O|N: Viele sagen, der RSV gehört wegen seiner Infrastruktur in die Gruppenliga. Ist dies das Mindeste?

von Pazatka-Lipinksi: Die Infrastruktur und der Sport sind ja zwei unterschiedliche Dinge. Aber ja, mit beiden und den handelnden Personen gehört er absolut in die Gruppenliga. 

O|N: Welches sind Eure sportlichen Ziele?

von Pazatka-Lipinski: Wir wollen erstmal Fuß fassen. Wir sind ein Aufsteiger wie andere auch. Und weil es in vielen Amateurklassen zu viele Absteiger gibt, ist es für die Planung eines Vereins besonders schwierig. Wir müssen deshalb eine gute Runde spielen.

O|N: Ihr habt eine grandiose Heimbilanz: zwölf Spiele, zwölf Siege, 44:6 Tore. Was steckt dahinter?

von Pazatka-Lipinski: Verloren haben wir ja nur in Schitzerland, aber da war ich mit meiner Frau in Amerika im Urlaub, bin also noch ungeschlagen; unentschieden haben wir in Bimbach und Sickels gespielt. Beide Plätze, die wir am Waidesgrund haben, kommen uns entgegen. Der große und breite A-Platz kommt unserer Spielstärke entgegen - aber auch der Kunstrasenplatz, auf dem wir uns zum Beispiel gut vom Gegnerdruck lösen können. Da helfen uns die vielen Spielformen im Training, sich zu lösen und sich zu befreien. 

O|N: Wie verlief Deine Entwicklung im Männerbereich?

von Pazatka-Lipinski: Die drei Spieler, die mich herangezogen und von der ersten Minute an geführt haben, waren Boris Aschenbrücker, Patrick Stupp und Robert Schorstein. Dann setzt automatisch ein persönlicher Reifeprozess ein. Ich habe anfangs viel auf den Außenpositionen gespielt und mit meiner Schnelligkeit gepunktet. Ich bin später mehr ins Zentrum gerückt, weil man dort mehr Einfluss aufs Spiel hat. 

O|N: Welche Bedeutung hatte Jürgen Krawczyk an Deinem Reifeprozess?

Einmal RSV, immer RSV

von Pazatka-Lipinski: Er hat uns in Petersberg ja zweimal trainiert. Erst im Frühjahr 2018 in schwieriger Situation in der Verbandsliga übernommen  - und noch einmal zur Winter-Vorbereitung im zweiten Corona-Jahr 2021. Er hat mich dazu bewogen, im Zentrum zu spielen und großen Anteil an meiner Weiterentwicklung. Und ich habe eine andere Rolle in der Mannschaft übernommen.

O|N: Bleiben Deine persönlichen Ziele. Wie lauten die?

von Pazatka-Lipinski: Erst einmal: dieses Jahr die Meisterschaft zu holen, das war sehr wichtig. In den nächsten Jahren wollen wir eine gute Rolle spielen - und ich will dabei helfen, die vielen Jugendspieler an den Erste-Mannschafts-Fußball heranzuführen. (wk)

Zur Person

ADRIAN VON PAZATKA-LIPINSKI (29) ist seit letztem Jahr verheiratet und wohnt in Petersberg. Er ist Polizei-Oberkommissar in Offenbach. Philipp, der Stammkraft der zweiten Mannschaft und hin und wieder auch im Kader der Ersten steht, und Luisa heißen seine Geschwister. Seit 2000 spielt er ununterbrochen für den RSV Petersberg. +++

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