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Tim Schwarz (links) und Enis Adrovic inmitten Hersfelder Wahrzeichen - Fotos: Gerhard Manns

BAD HERSFELD OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (81)

Enis Adrovic und Tim Schwarz: Der ESV Hönebach ist eine riesige Familie

22.11.23 - Wieder einmal ist das Osthessen|News-Sportgespräch in Bad Hersfeld zu Gast. Zu Besuch ist eine kleine, aber feine Abordnung des ESV Hönebach. Genauer gesagt, sind es Enis Adrovic, Trainer des Fußball-Gruppenligisten, und sein Spieler Tim Schwarz. In der lebendigen Unterhaltung äußern sie sich über den Ablauf der Vorrunde, an den 3. September, den 4. November, Status und Wert ihres Traditionsvereins und noch viel mehr ...

Im Osthessen|News-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 81 der Serie.

Enis Adrovic ist Trainer beim ESV Hönebach Archivbilder: O|N/Hans-Hubertus Braune

O|N: Abgesehen von Tabellen oder Platzierungen - wie ist Euer Gefühl nach der Vorrunde, oder besser gesagt, dem ersten Teil der Saison?

Enis Adrovic: Es könnte besser sein. Kein ganz schlechtes. Aber nicht so, dass wir zufrieden sind. Die Erwartungen waren schon größer.

Tim Schwarz: Zufrieden sind wir auf keinen Fall. Wir haben uns das anders vorgestellt. Es kam viel Pech dazu. Es waren einige Spiele dabei, die wir unglücklich verloren haben.

Der ESV Hönebach belegt nach 16 Spielen der Fußball-Gruppenliga Rang zwölf von 16 Teams. Seine Heimbilanz: 9 Spiele, 3 Siege/1 Remis/5 Niederlagen, 21:20 Tore, 10 Punkte - auswärts: 7 Spiele, 3/0/4, 12:12 Tore - 9 Punkte. Gesamt: 16 Spiele, 6/1/9, 33:32 Tore, 19 Punkte

O|N: Eure Auswärtsbilanz ist fast besser als die auf eigenem Platz. Liegt es dem ESV eher, auswärts zu spielen, kommt Euch das eher entgegen?

Adrovic: Immer, wenn wir gepunktet haben, waren wir komplett - egal, ob auswärts oder zu Hause. Daran erkennt man, dass unser Kader klein ist. Aber von seiner Qualität her ist er fein. Sobald wir Ausfälle haben, wird es schwierig. Bei Zugängen wird's schwierig. Viele Spieler haben nicht mehr so die Qualität und die Mentalität. Es wollen sich viele nicht quälen.

Schwarz: Es gab etliche Spiele, bei denen wir kurzfristige Ausfälle - auch noch beim Aufwärmen - hatten. Wir mussten kurzfristig hier und da umstellen. 

O|N: Mit vier Niederlagen seid Ihr schlecht gestartet. Der erste Sieg folgte erst im fünften Saisonspiel. Oder anders gefragt: Wisst Ihr, was am 3. September dieses Jahres war?

Adrovic: Unsere Vorbereitung war gut, unsere Tests hatten wir ausnahmslos gegen Kreisoberligisten gewonnen. Der Start verlief unglücklich, als wir in Horas verloren. Manni Schmidt musste da zudem verletzt raus. In den ersten Spielen haben wir einfach zu viele Fehler gemacht, die zu Toren geführt haben. Viele Fehler zwischen Mittellinie und Sechzehner, als wir zum Beispiel dem Gegner unbedrängt in den Fuß gespielt haben.

O|N: Enis, Du bist als neuer Trainer im Sommer gekommen. Mussten sich Mannschaft und Trainer erstmal beschnuppern?

Adrovic: Beide mussten sich gewöhnen, und ich war ja als A-Liga-Trainer (als Meister mit Asterode/Christerode/Olberode, d. Red.) - gekommen. Klar, dass man sich erst einmal kennenlernen muss. Doch beide Seiten, auch der Verein, haben es sich und natürlich auch mir sehr leicht gemacht. Das Beschnuppern war also nicht das große Problem.

O|N: Tim, was für Dich. War der Schatten, den Tino Jäger nach siebeneinhalb Jahren als Trainer des ESV hinterlassen hat, zu groß?

Schwarz: Nein. Mit Tino hatten wir eine sehr schöne Zeit. Wir waren sehr erfolgreich, und er hat uns in die Gruppenliga geführt. Der Verein war ihm dafür sehr dankbar. 

O|N: Wie war das für Euch Spieler, als Tino im Frühjahr und vor den letzten Spielen plötzlich und überraschend nicht mehr Euer Coach war?

Schwarz: Wir haben das Letzte gegeben, doch der Negativ-Trend war unverkennbar. Als wir in Eiterfeld verloren hatten, ging es für uns bis zum Saisonende um die Goldene Ananas. Unsere Gegner wollten, für die ging es um den Klassenerhalt. Das letzte Spiel der Saison haben wir dann noch gewonnen.

O|N: Enis, wie verlief der Einstieg für Dich in Hönebach? Wie hast Du das erlebt und wahrgenommen?

Adrovic: Es war schon spannend. Und alles Neuland. Egal, was ich angepackt hab' mit Spielern, Verein oder Fans. Der ESV Hönebach hat auch einen gewissen Anspruch. Aber ich bin sehr herzlich empfangen worden. Ich hab' die Leute im Verein kennengelernt - die kommen auf einen zu. Ich hatte es am Anfang nicht so erwartet. Ich bin jetzt ein paar Monate da - und habe gemerkt, dass der ESV Hönebach eine riesige Familie ist. Was Besonderes halt. Es hat was. Ich kann noch nicht mal sagen, was es genau ist. Und dass nicht 30 neue Leute kommen, das spricht für Mannschaft und Verein.

O|N: Angenommen, jemandem sagt der ESV nichts - was in Osthessen ja fast unmöglich ist. Wie würdet Ihr ihn in knappen Worten beschreiben?

Schwarz: Absoluter Zusammenhalt. Familiäres Umfeld. Geschlossenheit. Solidarität. Einfach Liebe zum Verein. Egal, wer im Verein mitarbeitet: Jeder macht das mit Herzblut.

Adrovic: Der ganze Verein ist eine Einheit. Talentierte Fußballer aus der näheren Umgebung und dem Kreis sollen die Möglichkeit bekommen, in der Gruppenliga zu spielen. Und du wirst beim ESV herzlich aufgenommen.

O|N: Zurück zum Sportlichen. Was war bisher gut? Was müsst Ihr verbessern?

Adrovic: Positiv war, dass wir uns nach den vier Niederlagen nie aufgegeben und das auch während der Serie öfter durchgezogen haben. Dass Mannschaft und Verein auch in schlechteren Zeiten zusammenstehen. Und zusammenhalten.  Was wir verbessern müssen: Die Mannschaft muss sich wieder auf ihre Stärken besinnen. Das ist der Mannschaftsgeist. Dass jeder für den anderen kämpft und Fußball spielt.

Schwarz: In jedem Spiel musst du 100 Prozent abrufen. Dann mache ich mir keine Gedanken, dass wir den Bock umstoßen. Wir gehen von der maximalen Absteiger-Anzahl aus und wollen am Ende des Tages über der Marke stehen.

O|N: Enis, was hast Du für einen Eindruck von der Gruppenliga Fulda?

Adrovic: Ausgeglichen. Jeder kann jeden schlagen. Du musst in jedem Spiel 100 Prozent geben und darfst dich nicht ausruhen. Es ist keine Mannschaft dabei, von der du sagst: Schlachtabfall. Es gibt mehr Vereine, die Fußball mehr kämpfen als spielen. Ich würde gerne öfter schönen Fußball sehen.  So war es noch, als ich Ende der 1990er-Jahre selbst in der Gruppenliga gespielt habe.

O|N: Tim, früher hast Du rechts im Mittelfeld gespielt, heute mehr im Sturm. Passt das für Dich?

Schwarz: Auf jeden Fall. 

Der Trainer erläutert: Tim ist halt ein Typ. Wir spielen Dreierkette, und die restliche Formation des Teams ist auch vom Gegner abhängig. Tim spielt in der Spitze mit Marcel Katzmann zusammen. Zwei grundverschiedene Typen. Tim ist auch ein Brecher, der dahin geht, wo's weh tut. Er macht die Wege und ist halt auch schnell. "Katze" führt den Ball eng am Fuß, kann ihn gut abschirmen und dreht sich gut. Doch ihre Stärke zusammen haben wir ja überhaupt noch nicht so richtig gesehen. Maximal zwei Spiele haben sie zusammen gemacht. Dass beide fit waren, hatten wir noch nicht. Gegen Petersberg kam Tim von der Bank und hat in acht oder neun Minuten drei Tore gemacht. 

O|N: Enis, weißt Du, was am 4. November war? Zwei Tage später hattest Du Geburtstag ...

Adrovic (überlegt etwas): Es hat geregnet in Großenlüder. Ein Scheiß-Wetter. Und wir haben auf dem B-Platz gespielt.  Und es lief viel, wenn nicht alles gegen uns. Marcel Katzmann hat nach 25 Sekunden per Kopf den Innenpfosten getroffen. Noch danach haben wir reihenweise Chancen vergeben. Dann macht Hendrik Auth ein "Traumtor". Nach Wiederbeginn fing es wieder so an - oder es ging so weiter. Tom Lindemann, der eine Riesen-Perspektive hat bei uns und es im Spiel leider noch nicht so auf die Reihe kriegt, hat gleich zu Anfang eine Riesen-Chance vergeben ...

Anmerkung: Es war das letzte Spiel des ESV Hönebach in diesem Kalenderjahr. Gegen Großenlüder hat der ESV in zwei Spielen kein Tor erzielen können (0:4, 0:3).

O|N: Tim, in der Gruppenliga triffst Du auch auf Deinen Cousin Daniel Schwarz von der SG Neuenstein.  Einmal seid Ihr in dieser Serie aufeinandergetroffen - das zweite Mal steht erst im letzten Spiel am 28. Mai an. Was ist das für ein Gefühl?

Schwarz: Erstmal: beim 3:3 haben wir ja in der letzten Minute einen sehr, sehr zweifelhaften Elfer gegen uns gekriegt; wir hatten schon 3:1 geführt. Doch wir gucken erst einmal auf uns. Bis zum 28. Mai ist es noch lange hin. Da denke ich jetzt noch nicht dran. 

Zum Schluss möchte der Trainer noch was loswerden. "Ich hoffe", sagt Enis Adrovic, "dass alle drei Teams des Kreises - wir, Aulatal und Neuenstein - in der Gruppenliga bleiben. Und dass Bebra und Niederaula/Kerspenhausen aufsteigen. Dass wir mal wieder fünf Mannschaften aus Hersfeld/Rotenburg in der Gruppenliga haben". (wk)

ZUR PERSON

TIM SCHWARZ ist 30 Jahre alt, ledig und wohnt in Hönebach. Seit 2010 spielt er für den Verein, ials 17-Jähriger wurde er "hochgezogen", er hätte also noch ein Jahr in der A-Jugend spielen können. Von F- bis zur C-Jugend spielte er zunächst bei der JSG Wildeck. Geboren wurde er in Eisenach, sein Vater Reiner kommt aus Mühlbach. Dort, bei der SG Neuenstein spielte er - nach dem Gastspiel bei der JSG Bad Hersfeld - ein Jahr in der A-Jugend; sein Trainer: Albert Heß. Als seine größten Erfolge bezeichnet er die beiden Aufstiege mit dem ESV Hönebach: von der A-Liga in die Kreisoberliga. Vor vier Jahren - 2019 - gelang dem ESV dann der Sprung in die Gruppenliga.Kurze Stippvisite in seiner Hönebacher Zeit: Ein halbes Jahr lang spielte Tim beim A-Ligisten Rotenburg/Lispenhausen; der Grund: Er wurde arbeitsbedingt nach Kassel versetzt. Sein Beruf: Qualifizierungs-Fachkoordinator bei der DB Cargo AG; auch Lokführer war er mal. "Jetzt habe ich mich für den Weg ins Büro entschieden, um vollumfänglich wieder Fußball spielen zu können", sagt er. 

ENIS ADROVIC ist 44 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und wohnt in Niederjossa. Beruflich ist er als Technischer Verwalter bei der VR Immobilien & Service GmbH tätig.
Als Spieler: In seinem Wohnort begann er zu kicken - ehe er zum Nachbarn Niederaula wechselte. Noch in der Jugend und der spielstarken SG Kerspenhausen/Asbach/Niederaula, mit der er so manchen Erfolg feierte. Auch er absolvierte sein erstes Spiel bei den Männern als 17-Jähriger - in der Gruppenliga. Bis er 22 war, blieb er in Niederaula. Dann ging er zu seinem Heimatverein SV Niederjossa zurück - und spielte dort, bis er 40 war. 
Als Trainer: Adrovic coachte die B-und A-Junioren der JSG Aulatal - und ging als Trainer im Männerbereich in die nahe Schwalm. Asterode/Christerode/Olberode hieß seine erste Station. Die Krönung seines dortigen dreijährigen Engagements: Das Team wurde Meister der A-Liga und stieg im Sommer in die Kreisoberliga auf. Fortan begann er seine Tätigkeit beim ESV Hönebach. +++

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