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Seit zwölf Jahren gehört er dem Verein an, war schon Spieler, Spielertrainer oder Trainer in der Fußball-Verbandsliga. Die Rede ist von Heiko Rützel . - Fotos: Yannik Overberg

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (65)

Eichenzells Heiko Rützel: Die Mannschaft hat sich zuletzt versteckt

26.07.23 - Zusammen mit Matthias Heumüller und Dominik Schlag bildet er seit drei Jahren das Leitungsteam des FC Britannia Eichenzell. Seit zwölf Jahren gehört er dem Verein an, war schon Spieler, Spielertrainer oder Trainer in der Fußball-Verbandsliga. Die Rede ist von Heiko Rützel (40), der sich schon auf die in eineinhalb Wochen beginnende und neue Saison freut. Darüber, über den Kader der Britannia, den neuen Trainer Romeo Andrijasevic und nicht zuletzt über die neue Ausrichtung äußert er sich im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch. 

Im Osthessen|News-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 65 der Serie. 

O|N: Die Britannia ist zuletzt Elfter geworden, hat zwar fast traditionell mit 62 viele Tore geschossen - aber auch 75 kassiert. Das ist der drittschlechteste Wert der Liga. In den Vorbereitungsspielen habt Ihr einige Male zu null gespielt. Ist das ein Fingerzeig? 

Heiko Rützel: Wir wissen, was wir letztes Jahr nicht so gut gemacht haben. Und haben das knallhart analysiert. Und unseren neuen Trainer Romeo Andrijasevic früh eingebunden. Ihm ist das schon sehr wichtig. Als Aktiver war er früher ja ein sehr offensiver, der auch so manches Tor geschossen hat. Wenn man jetzt mit ihm spricht, ist es ihm schon wichtig, eine klare Struktur zu haben. 

O|N: Eine neue Ausrichtung also?

Rützel: Dass wir so viele Tore kassiert haben, lag natürlich auch der Entwicklung. Wir hatten viele Verletzte - und nach zwei Spielen der Rückrunde stand unser Spielertrainer Sebastian Sonnenberger, der einen guten Job in Eichenzell gemacht hat, nicht mehr zur Verfügung. Zum Beispiel hat unser Innenverteidiger Tim Strödter kaum gespielt in der letzten Saison. Sein Innenband war angerissen, er fiel die komplette Vorrunde aus, hat dann fünf oder sechs Spiele gemacht - und wieder Probleme bekommen. Da haben dann Leute gespielt, die keine gelernten Innenverteidiger sind.

O|N: Apropos neuer Trainer. Wie lässt es sich an mit Andrijasevic?

Rützel: Romeo lebt die Kameradschaft. Er lebt die Kabine. Dafür ist das Team Andrijasevic und Daniel Pfeiffer prädestiniert.

O|N: Was soll's sein in der neuen Saison? Welche Ziele hat die Britannia?

Rützel: Wir wollen unter die ersten Fünf oder Sechs kommen. Das hatten wir ja auch mit Sebastian Sonnenberger geschafft, haben sogar mal an der Tabellenführung geschnuppert. Diese Ränge wollen wir langfristig auch schaffen. Mit klarer Sruktur und einer Defensive, die ordentlich steht. 

O|N: Welches Gesicht hat euer Kader? Was hat sich personell getan?

Rützel: Einiges. Wir haben nicht nur ein neues Trainergespann - sondern auch neun Abgänge und sechs Zugänge. Neben Sonnenberger (Barockstadt II) gehen Leonard und Claudius Müller (der eine studiert in Darmstadt, der andere arbeitet in Mainz), Sebastian Alles (Flieden), Ferhat Yildiz (Hünfeld), Daniel Kornagel (Karriere-Ende) oder Patrick Broschke (Künzell). Neu sind Torwart Christopher Grösch (Flieden), Daniel Kratz (Niesig), David Wollny (Ehrenberg), Philipp Pfeiffer (Bronnzell), Marius Link (Dietershausen), Romeo Banica (Rumänien) und Justin Boller (nahe Schwerin; er kommt hierher, lebte dort fünf oder sechs Jahre - und kehrt jetzt zurück).

O|N: Wie schätzt Du die Verbandsliga ein in der neuen Saison?

Rützel: Ich glaube, mehr oder weniger unverändert. Letztes Jahr dominierte Hünfeld, jetzt sind Bad Soden oder der CSC Kassel ganz vorn zu erwarten. Dazu gibt es starke Aufsteiger - wie zum Beispiel Wolfhagen. Wir haben das Derby mit Bronnzell, das zuletzt als Aufsteiger eine tolle Runde gespielt hat. Sieben Vereine aus Osthessen und dazu die Kasseler Vereine - das ist schon ein gutes Paket. Wichtig ist, dass Willingen dringeblieben ist. Die sind gern gesehen bei uns, wir fahren gern dorthin. 

O|N: Wie siehst Du die Chancen der Osthessen konkret? Vor allem die von Bad Soden?

Rützel: Bad Soden, immer ein ambitionierter Verein, muss die PS auch auf die Straße bringen. Auch zu diesem Verein haben wir ein gutes Verhältnis. Ob zu Wladimir oder Anton Römmich. Anton ist ein guter Freund von mir, er hat ja auch ein Jahr bei uns gespielt.

O|N: Ein kurzer Ausblick eurerseits auf die Saison. Zum Auftakt geht's zum Aufsteiger Eiterfeld, dann habt Ihr frei, dann kommt der CSC im ersten Heimspiel, Sand und Sandershausen sind die nächsten Gegner. Wie schätzt Du das Auftaktprogramm ein?

Rützel: Eiterfeld zum Auftakt ist schwierig, gar keine Frage. Ein neuer Trainer, dazu Euphorie - schwierig eben. Unglücklich ist, dass wir dann spielfrei haben. Das kann ein Nachteil sein, sollte der Auftakt nicht so gelingen. Und der CSC mit seinem Trainer Lothar Alexi hatte eigentlich schon immer eine herausragende Mannschaft. Ja, die beiden folgenden Spiele wollen wir in jedem Fall gewinnen. 

O|N: Angenommen, jemand kennt die Britannia nicht. Wie würdest Du das Gesicht oder die Philosophie des Vereins umreißen?

Rützel: Mit Beständigkeit. Klarer und ehrlicher Arbeit. Wir haben immer dazu gestanden, was wir gesagt haben. Waren verlässlich. Und Integration - die einheimischer Spieler.

O|N: Seid Ihr - oder besser gesagt wart Ihr es in der vergangenen Serie - zu wankelmütig? Zu inkonstant? Müsst Ihr also an der Stabilität arbeiten?

Rützel: Das ist ein großer Kritikpunkt, den ich der Mannschaft mache und ihr immer wieder vor Augen führe. Wir haben in der letzten Saison einfach zu viele deutliche Ergebnisse gehabt. Wenn du als Verantwortlicher auf der Tribüne stehst und siehst, wenn keine Struktur in der Mannschaft ist - dann macht das keinen Spaß. Man spielt auch für die Zuschauer. Die Mannschaft hat sich versteckt.

O|N: Du kümmerst Dich seit Jahren um die sportlichen Belange. Was hat sich seitdem getan - und ist die Britannia im Vorstand gut aufgestellt?

Rützel: Der gesamte Vorstand umfasst neun Mitarbeiter - und noch vier oder fünf, die zuarbeiten. Die ehrenamtliche Tätigkeit könnte, wie in jedem Verein, besser sein. Doch wir sind schon gut aufgestellt. Das Leitungsteam wurde ja auch deshalb so formiert, dass wir auf breiteren Füßen stehen. Matze Heumüller und Dominik Schlag sind gute Freunde von mir und langjährige Mitspieler. Alleine ist die Arbeit nicht zu schaffen. Wir teilen und das auf. 

O|N: Wie hast Du die Entwicklung in dieser langen Zeit wahrgenommen? Was ist entstanden?

Rützel: Stefan Michel und Willi Buch hatten mich damals geholt. 2011 - zum 100-jährigen Jubiläum - sind wir, erstmals in der Geschichte des Vereins, in die Verbandsliga aufgestiegen. Viele meinten ja, die Gruppenliga sei die attraktivere Liga - wir als Spieler wollten aber in die Verbandsliga. Wir wollten uns weiter etablieren und Schritt für Schritt gehen, das Bestmögliche rüberbringen. Wenn man unser Vereinsheim, die Tribüne, den A- und B-Platz, das Sportgelände mit seinen Trainingsmöglichkeiten, den Kunstrasenplatz oder auch das Minifeld ansieht - dann erkennt man schon, dass wir strukturell gewachsen sind. 

O|N: Natürlich hat sich die Zeit geändert. Woran erkennt man das?

Rützel: Zum Beispiel an den Zuschauern. Als ich noch gespielt habe, war das vor 600, 700 oder auch mehr Zuschauern. Da kommen attraktive Derbys in der Verbandsliga gerade recht.

O|N: Zur Nachwuchsarbeit. Wie läuft es für die Britannia in der JSG Rippberg?

Rützel: Da sind ja sechs Vereine vertreten. Bis einschließlich zur E-Jugend sind wir ja noch eigenständig - dann schließen wir uns der JSG Rippberg an. In Sascha Frenzel haben wir einen guten Jugendleiter, Sven Hagemüller unterstützt ihn prima. Bei Bambini, F- und E-Junioren stellen wir drei Mannschaften - in jeder Altersklasse. Dann wird der Baum kleiner - und du bist heutzutage froh, dass noch eine A-Jugend herauskommt. Aber klar, das ist ein Punkt: Es liegt uns am Herzen, die Jugendarbeit weiter voranzubringen. 

O|N: Du warst früher Borusse. Wie siehst Du die Arbeit der SG Barockstadt?

Rützel: Ich finde, man sieht seit Jahren gute Arbeit. Für unsere Region ist es gut, ein Aushängeschild oder ein Flaggschiff zu haben. Und man sieht, dass es wieder im Stadion vorangeht. Der Weg, den sie dort bestreiten, ist richtig gut. 

O|N: Am Donnerstag spielt ihr im Kreispokal in Hofbieber. Alles andere als leicht, oder?

Rützel: Ja, Hofbieber hat mit Sicherheit eine attraktive Mannschaft. Mein guter Freund Alex Scholz wird nicht dabeisein. Auf der anderen Seite ist es gut eine Woche vor Saisonstart für uns. Ich erwarte schon von unserer Mannschaft, dass sie eine Runde weiterkommt. (wk)

Zur Person

HEIKO RÜTZEL (40) ist verheiratet, hat zwei Kinder und Geschwister - und er wohnt in Eichenzell. Er stammt aus Hosenfeld - kickte dort auch bis einschließlich der C-Jugend. Dann wechselte er zu Borussia Fulda; Trainer dort: Torsten Mitteis, Joachim Krienke und Steffen Oelschläger. Die Klassen-Heimat war stets die Oberliga, Mitspieler unter anderen: Christian Winter oder Benny Münch. Bei den Männern angekommen, blieb Rützel noch ein Jahr bei der Borussia und spielte in der Zweiten in der Verbandsliga. Der RSV Petersberg war seine nächste Station: fünf Jahre lang. Alexander "Ede" Vorndran lotste ihn dorthin. Teamkollegen am Waidesgrund unter anderen: Alex Lembcke und Boris Aschenbrücker. Noch heute nennt dies Rützel "eine prägende Zeit". Ehe es ihn 2010 zur Britannia nach Eichenzell zog - und im ersten Jahr der Aufstieg von der Gruppen- in die Verbandsliga glückte. Unter Coach Zlatko Radic. +++

 

 



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