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Julian Kirchner - Fotos: Finn Rasner

FULDA OSTHESSEN/NEWS-Sportgespräch (41)

Julian Kirchner: Unser Torjäger Patrick Fischer wird in Neuswarts gut bedient

01.02.23 - Er ist nicht von der SG Barockstadt, nicht von der SG Bronnzell, nicht vom TSV Künzell oder dem RSV Petersberg - nein, Julian Kirchner ist Spielertrainer des Fußball-B-Liga-Tabellenführers SpVgg Neuswarts in der Rhön. Er ist erst 25. Im OSTHESSEN|NEWS-SPORTGESPRÄCH äußert er sich über den Charakter seines Vereins und der Spieler, über die Stärken und das Gesicht seines Teams, die Teilnahme am ReserveCup - und so manches mehr.

Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 41 der Serie.


O|N: Zur Identität der SpVgg Neuswarts. Ein paar Kilometer weiter gibt's die SG Ulstertal, dann die SG Hilders/Simmershausen, dann die SG Ehrenberg. Sind die Kicker aus Neuswarts die Gallier aus der Rhön?


Julian Kirchner: Schwierig. Eher ein Verein, der seine eigenen Werte lebt. Der immer noch ein komplett eigenständiger Verein ist. Der noch zwei Mannschaften stellt. Unsere ganzen Spieler kommen aus der Gegend. Aus der Tann-Region. Man kann sie alle schon einheimisch nennen.

Angenommen, jemandem sagt die SpVgg gar nichts. Wie würden Sie den Verein beschreiben? Was macht ihn aus?

Kirchner: Er ist familiär geführt. Es gibt viele Helfer drumherum. Einen Vorstand, der sich um die anfallenden Dinge kümmert. Niemand stellt sich so groß in den Vordergrund. Alles ist Teamarbeit.

Sie sind als 25-Jähriger bereits Spielertrainer. Und das nicht im ersten Jahr. Wie sind Sie zu dieser Rolle gekommen?

Kirchner: Seit September 2018 bin ich Spielertrainer in Neuswarts. Damals war ich 21. Aus der Jugend von Borussia Fulda - ich hatte mir einen Kreuzbandriss zugezogen - bin ich nach Ehrenberg gekommen. Und von dort nach Neuswarts. Da hatte es nach zwei Monaten zwischen Trainer und Mannschaft nicht mehr gepasst. Und der Vorstand hatte mich auserkoren und ist auf mich zugekommen. 

Und Sie haben sich den Job als Trainer zugetraut?

Kirchner: Mich hatte das Trainerdasein sowieso gereizt. Während des Kreuzbandrisses hatte ich mich schon gefragt, mal einzusteigen. 

Im vergangenen Jahr haben Sie die C-Lizenz erworben?

Kirchner: Ja, in Fulda. Lehrgangsleiter war Volker Schuster. Mit dabei waren unter anderem Stefan Freier und Alex Kropp. Mir hat der Trainerjob schon immer Spaß gemacht. Ich will mich da weiterentwickeln. 

Die SpVgg Neuswarts ist als Tabellenführer der B-Liga Fulda Rhön bei 13 Siegen aus 14 Spielen und 57:14 Toren noch immer ungeschlagen. Was sind die Gründe? Was zeichnet die Mannschaft aus?

Kirchner: Die Mannschaft spielt seit drei Jahren zusammen. Es sind alles junge Spieler, Anfang oder Mitte 20. Wir haben eine klare Struktur. Sind defensiv bärenstark. Mit den wenigsten Gegentoren. Und wir stellen die zweitbeste Offensive. Das Gleichgewicht stimmt. Es gibt eine klare Rollenverteilung.

Das ist es nicht allein, oder?

Kirchner: Unsere Jungs haben Lust auf Fußball. Das ist 'ne coole Truppe. Manche kommen aus Hilders, manche aus Seiferts. Aus Tann. Theobaldshof. Auch aus Spahl, Geisa oder sogar Kaltenwestheim.

Am 5. März steht - sofern in der Rhön gespielt werden kann - in einem Nachholspiel das Topspiel gegen den TSV Dalherda an. Wie schätzen Sie das Duell ein?

Kirchner: Ich glaube nicht, dass es da schon losgeht. Bei uns liegt ja noch Schnee. Wenn doch: Es ist das Spiel der beiden einzigen Ersten Mannschaften der Liga. Und beide sind seit Jahren oben dabei. Ja, wir sind noch ungeschlagen. Aber trotzdem ist Dalherda dran. 

Können Sie sich an das Hinspiel erinnern? Am 3. Oktober vergangenen Jahres hat Neuswarts 4:1 in Dalherda gewonnen ...

Kirchner: Wir waren unaufgeregt und sind konzentriert an die Sache herangegangen. Im Kopf waren wir klar. Deshalb hat das so gut funktioniert.

Patrick Fischer - mit 26 Toren mit Abstand erfolgreichster Schütze der Liga - hat an diesem Tag alle vier Tore erzielt. Spielt er auch in der nächsten Saison in Neuswarts?

Kirchner: Ich gehe davon aus. Noch fühlt er sich bei uns pudelwohl. Alles läuft bei uns auf freundschaftlicher Basis. Und zu den Angeboten: Die hat er, seitdem ich in Neuswarts Trainer bin.

Erklären Sie, warum er so oft trifft ...

Kirchner: (schmunzelt) Das ist nicht nur Patti. Er wird von mir als Linksaußen und Valentin Kirchner als Rechtsaußen gut bedient. Und wir merken schon, dass wir viele auf uns aufmerksam gemacht haben. Viele fragen bei uns an. 

Nehmen wir an, der SpVgg Neuswarts gelingt der Aufstieg. Wären Sie, wäre der Verein gerüstet?

Kirchner: Auch wieder so eine blöde Frage. Wir holen keine Leute, die uns weiter hochschießen. Seit zweieinhalb Jahren sind wir unter den Top 3. Da ist man auch irgendwann reif für den Aufstieg.


Ihr habt beim ReserveCup in Hohenroda gespielt. Prima war euer Auftritt. Ihr habt 17 Tore geschossen, seid Gruppenzweiter geworden und damit weitergekommen. Warum habt ihr dann abgesagt?

Kirchner: Unser letztes Gruppenspiel war eine Art Endspiel um Platz zwei. Als wir danach in der Kabine saßen, hatten drei unserer Spieler einen geschwollenen Knöchel oder einen Bluterguss. Zwei müssen zudem am kommenden Samstag arbeiten. Und unsere Vorbereitung beginnt jetzt. Die Absage war schmerzhaft und ist extrem schade, weil wir gerne beim ReserveCup mitmachen. Wir hatten uns zur Anreise auch extra so einen kleinen Bus gemietet. Einen Neun-Sitzer. 

Auch wenn die Frage nervt: Wie würde die Meisterschaftsfeier ausfallen in Neuswarts?

Kirchner: Dafür brennt ja jeder, wenn es so weit wäre. Trotzdem wollen wir die Kirche im Dorf lassen. Ich möchte keine Kampfansage machen. (wk)


Zur Person

JULIAN KIRCHNER (25) wurde in Fulda geboren und stammt aus Tann-Dippach. Seine Eltern sind Ines und Werner, seine Schwester heißt Emely (19). Zusammen mit seiner Freundin wohnt Julian Kirchner in Tann-Wendershausen. Er arbeitet als Management- und Datenschutzbeauftragter bei der Firma Kaiser in Tann. Seine fußballerische Laufbahn: Bis zur C-Jugend kickte Julian in Lahrbach. Dann wechselte er zu Borussia Fulda und spielte bei B- und A-Junioren (Trainer: Timo Peikert und Arno Schenkel). Als er in den Herrenbereich aufrückte, bestritt er drei Testspiele für die Zweite. In einem dieser Spiele zog er sich in Eckweisbach einen Kreuzbandriss zu. Nach einem Jahr schloss sich Julian der SG Ehrenberg an (Trainer dort: Romeo Schäfer). Im Sommer 2018 wechselte er zur SpVgg Neuswarts. Nachdem er ein Testspiel absolviert hatte, ließ er sich nochmals am vorderen Kreuzband operieren. Seitdem läuft alles wie geschmiert. +++

 

 


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