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Alexander Peer - Fotos: Brandon Watkins

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (20)

Johannesbergs Alexander Peer: Gehen goldenen Billard-Zeiten entgegen

21.09.22 - Am kommenden Sonntag starten die Poolbillard-Spieler der SG Johannesberg in die Saison der 1. Bundesliga. Den Queue-Künstlern aus Fuldas Westen steht ein Doppelspieltag in der eigenen schmucken Halle in der Agricola-Straße bevor: am Samstag ist der 1. PC Wedding zu Gast, am Sonntag der PBC Schwerte; Beginn ist jeweils um 12 Uhr. Grund genug, dass Alexander Peer, Billard-Abteilungsleiter der SGJ und zweiter Vorsitzender des Gesamtvereins, im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch zu Gast war. 

Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Sportler aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte, losgelöst vom aktuellen Tagesgeschehen. Heute folgt Teil 20 der Serie. 

O|N: Herr Peer, die Poolbillard-Abteilung der SG Johannesberg reitet derzeit auf einer Welle der Euphorie. Erste und Zweite sind aufgestiegen, die Erste gar in die Bundesliga. Der Verein war stark in die Ausrichtung der European Open in der Esperantohalle involviert.  Wie lässt sich der Boom erklären?

Alexander Peer: Weil wir seit vier Jahren kontinuierlich daran gearbeitet haben. Und es hat mit zwei großen Erfolgsfaktoren zu tun: die Kontakte und Beziehungen zur Wirtschaft, das ist mein Aufgabenbereich, seit 20 Jahren bin ich Vertriebsleiter der Weinrich-Gruppe - und die in die Politik, das ist der Job unseres 1. Vorsitzenden Lothar Plappert. Er ist ja Mitglied des Magistrats der Stadt Fulda.

Und was ist in diesem Zeitraum passiert?

Peer: Zum einen haben wir dafür gesorgt, Sponsoren zu gewinnen. Erster Ansprechpartner war Gerald Alt von der renommierten Anwaltskanzlei Alt, Kemmler und Kowalski im Münsterfeld. Und wir haben unserem Verein einen moderneren Anstrich verpasst. Haben renoviert und die Digitalisierung vorangetrieben - damit wir im Internet übertragen können. Unsere Abteilung hat übrigens 200 Facebook-Posts pro Jahr. Eher noch mehr. Und im letzten Jahr bin ich ja als Lothar Plapperts Vertreter in den geschäftsführenden Vorstand gegangen. 

Bisher machten bei der SG Johannesberg eher die Fußballer von sich reden. Jetzt tun dies auch die Billard-Spieler. Eine gute Gelegenheit, die Sportart ins rechte Bild zu rücken. Oder?

Peer: Ich sehe Billard zusammen mit den Fußballern als das große Aushängeschild der SG Johannesberg. In den letzten drei Jahren hat sich ein Erfolg an den nächsten geknüpft. Von 27 Mitgliedern gehen wir mittlerweile Richtung 70. Aus drei Mannschaften wurden sieben. Das hat die Wahrnehmung im Verein und auch in der Stadt Fulda gestärkt.

Weltklasse-Spieler Thorsten Hohmann ist wegen seiner Kontakte sicher hilfreich, oder?

Peer: Klar ist das ein Riesen-Thema. Thorsten Hohmann wollte zusammen mit Arik Reiter die European Open unbedingt nach Fulda holen. Und unser Aufstieg in die 1. Bundesliga hat noch mal was aufgelöst. Durch ihn ist noch mal alles ganz anders. Er hat zu größerer Aufmerksamkeit geführt.

Stichwort Aufstieg. Die Erste startet am kommenden Wochenende in die Bundesliga. Wie sind die Erwartungen der SGJ?

Peer: Zunächst mal zur zweiten Mannschaft. Sie geht am Wochenende in Ortenberg an den Start - zum ersten großen Spitzenspiel. Und zur Ersten: Wenn man die Jungs fragt, soll es zumindest der Klassenerhalt sein. Spieler wie Christoph Reintjes oder Juri Pisklov sagen aber auch, dass sie unter die ersten Vier wollen. Unser erster Gegner Berlin-Wedding ist Mitaufsteiger - Schwerte ein Schwergewicht. Im letzten Jahr war das Team Dritter.

Wie schätzen Sie das Niveau in der 1. Liga ein?

Peer: Das Niveau in der 1. Bundesliga ist noch einmal dramatisch höher. Aber wir sind gekommen, um zu bleiben. Und langfristig verfolgen wir das Ziel, die SG Johannesberg zum Deutschen Meister zu führen. Doch das ist noch ein langer Weg. Neu in unserem Team ist Johannes Schmidt aus Aschaffenburg. Er ist mehrfacher bayrischer Landesmeister, 2018 war er Vize-Junioren-Europameister. 

Fulda macht sich durch Billard einen Namen. Besser gesagt: Die SG Johannesberg gibt der Stadt ein Billard-Gesicht. Was ist zu tun, damit die Sportart stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt?

Peer: Sagen wir es mal so: Fulda wird zur Billard-Hauptstadt Europas - in einer Linie mit London, Amsterdam oder Klagenfurt in Österreich. Wenn wir es denn schaffen, die European Open noch einmal nach Fulda zu holen. Und danach sieht es ja aus. Wir bei der SG Johanensberg setzen einen Fokus auf die Jugendarbeit. Das ist aus meiner Sicht ganz wichtig. Mit Ramona Firle, Daniel Dimitrov und Stephan Wiegand bilden wir drei Trainer aus. Es gründet sich eine Jugend-Mannschaft. Auch eine Damen-Mannschaft. Wir gehen davon aus, dass wir uns in kurzer Zeit über Hessenmeister und deutsche Meister freuen. 

Was tut sich im Verein noch?

Peer: In den nächsten zwölf Monaten geben wir 290.000 Euro aus - und der größte Teil fließt in den Billardsport. In den Anbau ans Sportlerheim. Und in neue Billard-Tische. Aktuell stehen uns sechs zur Verfügung, nach dem Anbau sind es acht. Modernste Billard-Tische. Nebst LED-Beleuchtung. 

Die European Open im August waren ein ganz großes Ding. Für Fulda. Auch für die SG Johannesberg, die mittendrin war. Es hat sich gelohnt, oder?

Peer: Der Chef der Esperantohalle sagte: Wir hatten schon viel hier, aber noch kein Live-Fernsehen. Die European Open waren das größte und bedeutendste Sporterlebnis der letzten Jahre in und für Fulda. Wenn es uns gelingt, die European Open nochmals hierher zu kriegen, wird die Euphorie zunehmen. Wir warten täglich auf die Entscheidung. Und für die SG Johannesberg wären 100 Mitglieder ein Meilenstein.

Sie saßen mit Emily Frazer von der Agentur matchroom, mit OB Dr. Heiko Wingenfeld und Arik Reiter an einem Tisch und in der ersten Reihe, als es um die Weitervergabe der European Open ging. Wie verliefen die Gespräche?

Peer: Zunächst einmal war es etwas Besonderes für uns, mit Emily Frazer beim OB an einem Tisch zu sitzen. Dr. Wingenfeld und die Stadt Fulda unterstützen die Rückkehr der European Open maximal. Gerade auch, weil im nächsten Jahr die Landesgartenschau in Fulda stattfindet, sind die European Open ein unterstützendes Ereignis. Wir brauchen neben Esperanto und der Stadt noch einen Groß-Sponsor, der die Wichtigkeit erkennt. 

Verfügt die SGJ denn über genügend Helfer, um die Großveranstaltung nochmals zu stemmen?

Peer: Klares Ja. Wir sind bereit. Wenn es so weit ist, werden wir unser gesamtes Team danach ausrichten. Auch der Anbau wird fertig sein. Die Planung mit matchroom wird enger. Und wir werden vielleicht Co-Sponsor. Wir gehen goldenen Zeiten entgegen. Von der SGJ wird man noch viel hören. Wir werden von der Stadt Fulda wirklich gut unterstützt. Bürgermeister Dag Wehner war ja mehrfach bei uns vor Ort. 

Herr Peer, vielen Dank für das Gespräch. 

Zur Person
Alexander Peer ist 49 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder namens Laurin und Kaya. Beruflich ist er Vertriebsleiter der Weinrich-Gruppe, einem Spezialisten für Digitalisierung. Auf dem zweiten Bildungsweg studierte er BWL, zuvor war er Speditionskaufmann. Natürlich spielt er Billard, und mangelnde Trainings-Möglichkeiten erlauben es ihm nicht, höher als in der fünften Mannschaft zu spielen. (wk) +++

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