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Anton Römmich (links) und Tuna Moaremoglu - Fotos: Finn Rasner

FULDA/BAD SODEN OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (55)

Tuna Moaremoglu und Anton Römmich: die Bad Soden-DNA weitergeben

19.05.23 - Sie sind zwei bestimmende und prägende Figuren der Fußball-Arbeit der SG Bad Soden. Gemeint sind Tuna Moaremoglu, Spielertrainer der zweiten Mannschaft, die vor Kurzem souveräner Meister der Kreisoberliga Süd wurde und damit in die Gruppenliga aufsteigt - und Anton Römmich, jahrelang Coach der Ersten und seit dem Winter Sportlicher Leiter der Zweiten. Jetzt sind sie zu Gast beim OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch und plaudern über Feiern, die Bad Soden-DNA und manches mehr. 

Im Osthessen|News-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 55 der Serie. 

O|N: Ihr habt eine beeindruckende Serie hingelegt, habt aus 28 Spielen 25 Siege und 121:39 Tore rausgeschossen mit der Zweiten - und seid noch ungeschlagen. Das wollt ihr in den letzten zwei Spielen gegen Fliedens Zweite und Rothemann auch bleiben - oder?

Tuna Moaremoglu: Ja, klar. Am Tag vor dem 1. Mai sind wir Meister geworden - und ich finde es begeisternswert, dass die Mannschaft ihre Spiele weiterhin gewinnen will. Wir sind nach wie vor willig und völlig fokussiert.

O|N: Was zeichnet euch aus? Was macht euch aus?

Tuna Moaremoglu: Der Charakter. Die Spieler sind befreundet. Sie haben gestiegenen Ehrgeiz entwickelt und wollen sportlich vorankommen. Ich bin jetzt drei Jahre Trainer der Zweiten: Im ersten Jahr wollten wir eine ordentliche Runde spielen, im zweiten haben wir uns gesteigert und gefestigt - und im dritten ist eine richtig gute Mannschaft zusammengewachsen. Ein Beispiel: Unser Spieler Richard Leidig hat sich vor zwei Jahren entschlossen, einen Schritt zurückzugehen von der ersten Mannschaft. Er hat gesagt: Ich war noch nie Kreisoberliga-Meister - und ich will das jetzt auch werden. Das zeichnet die Mannschaft aus. 

Anton Römmich: Ich kann das nur bestätigen. Ich habe die Mannschaft auch schon vorher gekannt - und ich kann nur sagen: Sie hat mich mitgerissen. Als ich im vergangenen Herbst als Trainer der Ersten in der Verbandsliga aufgehört habe, war mir klar: Ich will die SG Bad Soden weiter unterstützen. Philipp Noll, der jetzt 36 wird, und Tuna - das passt. Das Gesamtpaket, diese Konstellation - das hat es einfach hergegeben.

O|N: Auch wenn der Erfolg schon seit geraumer Zeit feststeht - wie war eure Feier?

Tuna Moaremoglu: Spontan. Bei unserem Spiel in Schweben sind wir ja Meister geworden. Da haben wir es schon krachen lassen. Dann sind im Autocorso über Umwege nach Bad Soden gefahren. Auf der Fahrt dorthin haben wir einen Kreisel komplett stillgelegt - und bei der Aufstellung des Maibaums am Blauen Platz Halt gemacht. Unsere Erste, die zu Hause gegen Bronnzell spielte, hat uns empfangen. Die Feiern gingen bis in die Nacht. Bis gegen vier Uhr etwa. Am nächsten Tag sind wir durch die Stadt gezogen. 

O|N: Und die sportlichen Stärken waren?

Anton Römmich: Die Mannschaft hat sich in einen Flow gespielt. Man hat immer das Gefühl gehabt: Es macht einfach nur Spaß. Dabei hat sie den einen oder anderen Rückstand wettgemacht. In den Gesichtern der Spieler hat man den puren Siegeswillen gesehen. 

Tuna Moaremoglu: Es ist eine spielstarke Mannschaft, die gern offensiv spielt. In diesem Jahr haben wir es hingekriegt, defensive Stabilität reinzukriegen.

O|N: Tuna, Du bist ein Kicker mit vielen Erfahrungen. Wie ordnest Du den Erfolg ein?

Tuna Moaremoglu: Jeder Aufstieg ist schön. Als Spieler ist es anders als Trainer. Da ist es nochmal eine andere Nummer. Philipp Noll und ich waren immer in Absprache. Wie wir das vermitteln konnten und die Mannschaft dann Meister wurde - das ist ein Stück Arbeit. Es ist ein anderes Gefühl, ob du als Spieler oder Trainer Meister wirst. Wir hatten das Vertrauen vom Verein - und das war wichtig. Toll, wie die Jungs das umgesetzt haben. Es ist nicht nur ein Erfolg von uns Trainern. Ob Spielführer Erion Osduatei oder auch Führungsspielern.

O|N: Wie ist die Kommunikation, das Ko-Existieren zwischen erster und zweiter Mannschaft an der Bornwiese?

Anton Römmich: Die ist immer da - und ist ein Teil des Errfolges, dass sich die Spieler kennen. Unser Ziel ist es, dass wir irgendwann Spieler für die Erste rekrutieren können. Den ersten Schritt haben wir geschafft.

O|N: Das heißt, die Zweite in der Gruppenliga - das tut dem Verein gut. Oder?

Anton Römmich: Auf jeden Fall. Wir haben in dieser Region ein Alleinstellungsmerkmal entwickelt. Wir wollen Jungs aufbauen, sie fordern, fördern und entwickeln. Die Zweite ist extrem wichtig. Dass junge Spieler, die es noch nicht in die Erste schaffen, in der Gruppenliga, wo die Leistungsdichte größer ist, Spielpraxis bekommen.

O|N: Gibt es schon ein Beispiel?

Anton Römmich: Das gibt es. Mirza Bezirovic - ein Spieler aus Bad Orb, der im letzten Sommer als Talent zu uns gestoßen ist. Er hat an sich gearbeitet, bei Tuna in der Zweiten gespielt, zehn Tore geschossen - und jetzt ist er bei der Ersten gesetzt. In den letzten drei Spielen hat er von Anfang an gespielt, in seinem ersten Spiel gleich einen Dreierpack geschnürt und auch in den Top-Spielen gegen Vellmar und Dörnberg überzeugt. Ein Spieler, der sich empfohlen hat. Auf solchen Spielern liegt unser Hauptaugenmerk. 

O|N: Seid ihr gewappnet für die Gruppenliga?

Anton Römmich: Auf jeden Fall. Soeben haben wir unser Transferfenster geschlossen. Jetzt haben wir einen 17-Mann-Kader. Und spielerisch sind wir schon auf einem sehr guten Niveau. Die Trainer müssen jetzt halt sehr viel im Fitness- und Ausdauerbereich arbeiten. Es wird spannend zu sehen sein, welches Gesicht die Mannschaft zeigt, wenn sie mal zwei oder drei Spiele verliert.

O|N: Die Erste der SG Bad Soden riecht plötzlich auch noch an Platz zwei der Verbandsliga. Wie sind die Aussichten?

Anton Römmich: Die Mannschaften in der Verbandsliga sind nicht konstant. Mich freut es für unsere Jungs, dass sie noch an Platz zwei glauben können. Wenn sie ihre Hausaufgaben machen, kann das Topspiel gegen Flieden zum Thema werden. Und daran glaube ich fest. Die Mannschaften oben haben noch einige Spiele gegeneinander. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das erst am letzten Spieltag entscheidet.

O|N: Anton, wie unterscheidet sich Deine Arbeit als Trainer der Ersten von der jetzigen als Sportlicher Leiter der Zweiten?

Anton Römmich: Außer, dass ich nicht mehr das Training plane, gar nicht so sehr. Tuna und ich sind in engem Austausch. Meine erste Aufgabe ist es, Trainergespräche zu führen, dann den Kader zu planen. Was mein Bruder Waldemar für die Erste macht, mache ich für die Zweite.

O|N: Stichwort Nachwuchsarbeit an der Bornwiese. Es hakt - oder täuscht der Eindruck?

Anton Römmich: Unsere Jugendarbeit ist in diesem Jahr etwas schwankend. Auch wenn A- und B-Jugend den Klassenerhalt in der Verbandsliga fast geschafft haben, die C-Jugend steigt in die Gruppenliga ab. Dabei feiern wir jetzt zehnjähriges Bestehen in unserem Jugend-Förderverein. Aber wir sind dran, mehr Struktur in unseren Nachwuchsbereich reinzubringen.

O|N: Tuna, Du blickst auf eine wechselvolle Laufbahn als Spieler zurück. Wie verlief die?

Tuna Moaremoglu: Seitdem ich nach Deutschland gezogen bin, spiele ich gefühlt nur Fußball. Als Siebenjähriger habe ich bei der SG Weiperz angefangen und bin später, in der B-Jugend, nach Bad Soden gewechselt. Als wir im Pokal gegen Borussia Fulda gespielt haben, hat mich der Gegner angesprochen - und ich bin dorthin gegangen. Habe da mit Christian Pfeiffer, Vitali Bese, Christian Müller, Andy Drews oder Tommy Röher in einer Mannschaft gespielt. Als Andrzej Rudy, ehe er die Erste übernommen hat, auch mal die A-Jugend trainiert hat, durfte ich unter ihm trainieren. Dann hatte ich Steffen Oelschläger und Jürgen Breitschädel als Trainer ...

O|N: Auf Letztgenannten bist Du dann in Wächtersbach wieder getroffen?

Tuna Moaremoglu: Ja, ein Jahr habe ich unter ihm im Männerbereich in der Gruppenliga Frankfurt gespielt. Dann bin ich zurück nach Fulda. Henry Lesser und Olivier Djappa waren meine Trainer. Doch das eine Jahr war nicht gut, ich hatte eine Knieverletzung. 2007 bin ich nach Bad Soden zurück. Und jetzt bin ich ein Sodener.

O|N: Wie verlief sein Weg an der Bornwiese?

Anton Römmich: Tuna war jahrelang Kapitän der Verbandsliga-Mannschaft - unter Martin Bangert, Klaus Dörner, Michael Mohr und Sead Mehic. Und zwischenzeitlich hat er natürlich unter meinem Bruder Waldemar trainiert, der interimsmäßig einige Male eingesprungen ist.

O|N: Anton, auch Du bist in Osthessens Fußball kein Unbekannter ...

Anton Römmich: 1993 sind mein Bruder und ich aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. Un dnach zwei, drei Wochen habe ich in Bad Soden mit dem Fußball begonnen. Im zweiten F-Jugend-Jahr habe ich angefangen - und die Jugend komplett durchgespielt. Im Senioren-Bereich habe ich viel gemacht in der zweiten und ersten Mannschaft. Auch wenn ich 2011/12 für ein Jahr in Eichenzell war - der Verein war in die Verbandsliga aufgestiegen, es war ein erfolgreiches Jahr für mich. Aber ich bin zurück nach Bad Soden. Zwei Jahre war ich für die Zweite tätig,  2015/16 als Spielertrainer. Dann eine ganze Zeit für die Erste, erst eineinhalb Jahre als Spielertrainer, dann in vorderster Reihe. Auch in der Jugend war ich sehr erfolgreich.

O|N: Was bleibt als Fazit eures Besuches?

Anton Römmich: Wir versuchen, unseren Jungs die Bad Soden-DNA weiterzugeben. (wk)

O|N: Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person

TUNA MOAREMOGLU ist 37 Jahre alt, kommt aus Griechenland und ist türkischer Abstammung. 1992 wanderte er mit seinen Eltern nach Deutschland aus. Tuna wohnt in Schlüchtern, ist mit Luisa verheiratet. Gemeinsam haben sie zwei Jungs: Ilay und Sami.

ANTON RÖMMICH ist 36, seit Januar verheiratet - und erwartet bald Nachwuchs: "Es kann zeitnah losgehen", sagt er, "am 5. oder 6. Juni ist der Termin." Seine Frau Pia ist Springreiterin, gehörte dem Bundeskader an - und war in jungen Jahren Deutsche Meisterin. +++

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