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Andreas Kapelle, Regionalbeauftragter für den Juniorenfußball - Fotos: Marius Auth

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (87)

Andreas Kapelle: Wir sollten offen sein für neue Wege. Offen für neue Impulse

24.02.24 - Andreas Kapelle ist als Regionalbeauftragter des Juniorenfußballs ein bunter Hund in Osthessen. Jeder, aber auch jeder kennt ihn hierzulande - landauf, landab. An diesem Wochenende finden in der Kreissporthalle in Hofbieber die Hessenmeisterschaften im Futsal statt - für D- bis A-Junioren. Doch nicht nur deshalb bat ihn Osthessen|News zum Sportgespräch. Auch der neue Kinderfußball oder das Niedertiefenbacher Modell sind interessante Themen und Gesprächsgegenstände.

Im Osthessen|News-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 87 der Serie.

O|N: Am Wochenende stehen die Futsal-Hessenmeisterschaften in Hofbieber an. Ein Highlight für die Region, oder?

Kapelle: Definitiv. Wir können sie ja nur alle sechs Jahre in unserer Region ausrichten. Das ist ein sportliches Highlight zum Abschluss der Hallenrunde.

O|N: Wie stehen die Chancen der Fuldaer Teams? Die SG Barockstadt ist ja in allen vier Altersklassen vertreten ...

Kapelle: Ich gehe davon aus, dass die SG Barockstadt auch in allen vier Altersklassen oben mitspielen kann. Von A- bis C-Junioren ist sie im Freien ja auch in der Hessenliga vertreten, bei den D-Junioren ist sie mit Hünfeld vorne in der Gruppenliga. Ich hoffe, dass wir bei den Süddeutschen Meisterschaften eine Woche später in Weißenburg bei Nürnberg vertreten (Samstag gehen da die C- und A-Junioren an den Start, am Sonntag die B-Junioren).

O|N: Der Hessiche Fußballverband veranstaltet die Hessenmeisterschaften. Der Kreis Lauterbach/Hünfeld aber ist Ausrichter der Titelkämpfe. Was zählt alles zu seinen Aufgaben?

Kapelle: Gerhard Henkel mit seinem Team kümmert sich um die gesamte Organisation vor Ort. Um alles rundherum wie zum Beispiel die Bewirtung und den Hallenaufbau. Ich bin am Samstag vor Ort zur Turnierleitung - und Michael Schäfer, der Abteilungsleiter Jugendfußball, am Sonntag.

O|N: Futsal und seine spezielle Bedeutung für den Nachwuchs haben sich längst durchgesetzt. Die Männer tun sich schwer damit. Da scheint es nicht sonderlich beliebt zu sein, oder?

Kapelle: Ich kann und will nur von den Junioren sprechen. Ich bin ein Fan des Futsal. Ich würde nur zwei Anpassungen vornehmen: das Torwart-Spiel und die Zeitstrafe. Das Torwart-Spiel würde ich zulassen Und die Zeitstrafe gibt's ja gar nicht. Die würde ich einführen. Gelb verpufft beim Spiel in der Halle aufgrund der kurzen Spielzeit.

O|N: Bei den Männern kam ja zuletzt eine "Hallenmüdigkeit" ins Spiel. Die gibt es beim Nachwuchs nicht, oder?

Kapelle: Von einer "Hallenmüdigkeit", wie bei den Männern, kann beim Nachwuchs keine Rede sein. Bestimmt nicht. Die Hallen sind gut gefüllt. Auch bei Turnieren. Das Spiel wird angenommen, zumal gerade die Kinder teilweise ja bis zu vier oder fünf Monate in der Halle kicken.

O|N: Wie steht es denn um den Nachwuchs in der Region Fulda?

Kapelle: Mit der SG Barockstadt haben wir ja drei Hessenligisten. Auch in den Verbandsligen der A-, B- und C-Junioren sind wir gut vertreten. Im Jugendbereich sind wir in der Region Fulda also nicht schlecht aufgestellt.

O|N: Ja, aber das ist nicht die ganze Wahrheit, oder?

Kapelle: Wir haben derzeit im Bereich der D- und C-Junioren die geburtenschwachen Jahrgänge. Das schlägt sich auf die Mannschaftszahlen nieder. Die Angebote für Kinder und Jugendliche sind heute natürlich auch vielfältiger.

O|N: Wie steht es um den Austausch mit den Kreisen?

Kapelle: Wir haben alle einen guten Austausch. Und wir schaffen es immer mehr, vom "Nur-im-Kreis-Denken" wegzukommen - und in der Region zu denken. Seit mehr als zehn Jahren haben wir ja einen kreisübergreifenden Spielbetrieb in der ganzen Region. Also Lösungen zu schaffen für einen Spielbetrieb in der Region. Zum Beispiel spielen bei der A-, B- und C-Juniorenmit Teams aus drei Kreisen zusammen - aus Fulda, Hünfeld und Schlüchtern. Weite Fahrten, aber ein geregelter Spielbetrieb. Die Abstimmung zwischen den vier Kreisen funktioniert hier sehr gut.

O|N: Wer sind denn Deine Mitstreiter in den Kreisen?

Kapelle: Die vier Kreisjugendwarte sind: Karsten Dill (Schlüchtern), Sabine Schäfer-Bode (Hersfeld-Rotenburg), Gerhard Henkel (Lauterbach-Hünfeld) und Fredde Wess (Fulda). Dazu kommt Alex Stiel, mein Stellvertreter. Er ist A- und B-Jugend-Klassenleiter der Gruppenliga und DFBnet-Administrator.

O|N: Anders gefragt: Was und welche Entwicklung in der Region sind denn gut?

Kapelle: Wir versuchen, den Vereinen verschiedene Modelle anzubieten, um den Spielbetrieb weiterhin und in der Zukunft zu ermöglichen. Zum Beispiel seit vielen Jahren schon das Spiel im sogenannten Norweger-Modell, also Neun gegen Neun auf dem Großfeld. Das gilt für A-, B- und C-Junioren auf Kreisebene. Und es klappt hervorragend. Oder das Niedertiefenbacher Modell. Hier darf man bis zu drei Spieler einer altershöheren Mannschaft in der alterstieferen einsetzen. Das gilt für die unterste Liga - und wenn ich als Verein nur eine Mannschaft in der Altersklasse stelle.

O|N: Du bist also im Großen und Ganzen zufrieden?

Kapelle: Ja. Aber ich möchte gemeisam mit den Kreisen noch einige Projekte anstoßen. Wenn ich denn in meine zweite Amtsperiode gewählt werde.

O|N: Und wie läuft es in den Kreisen?

Kapelle: Ich kann es nur bedingt beurteilen, wie es da im Einzelnen ganz konkret läuft. Aber ich hab' schon den Eindruck: gut, was den Spielbetrieb angeht. Die Kreise sind offen. Offen für Neues. Für neue Spielmöglichkeiten. Zum Beispiel den neuen Kinderfußball. Dass F-Junioren und Bambini Drei gegen Drei oder Vier gegen Vier spielen. Seit mehr als zwei Jahren gibt es das in der Region Fulda. Da möchte ich die Kreisjugendwarte und die Kreisjugendausschüsse loben, die diese Modelle so gut umsetzen.

O|N: Das hört sich an, als betrachtest du den "neuen Kinderfußball" ausschließlich positiv ... Also auch die Tatsache, dass die Rolle des Torwarts vielen zu kurz kommt ...

Kapelle: Ja, ich bin überzeugt vom neuen Kinderfußball. Das ist hervorragend. Auch, dass es für viele anscheinend "keinen Torwart" gibt, finde ich okay in dieser Altersklasse. Denn den gibt's ja zum Beispiel im Training weiterhin. Haupt-Kritikpunkt Vieler ist ja, dass Erfolgserlebnisse ausbleiben. Aber das sehe ich gar nicht so. Die Spieler erleben ja, wenn sie von Spielfeld zu Spielfeld entweder nach vorn oder nach hinten rücken, wo sie stehen oder was sie erreicht haben. Und ihr Ehrgeiz, das Siegen-Wollen, bleiben ungebrochen. Es ist wichtig, dass Alle gleich viele Spielanteile und vor allem Spaß in diesen Altersklassen haben.

O|N: Also überwiegen die Vorteile bei Weitem?

Kapelle: Natürlich. Jedes Kind hat permanent Erfolgserlebnisse und Spaß. Wir alle sollten davon wegkommen, Spieler in diesen frühen Altersklassen an bestimmten Positionen festzunageln und sagen "du bist Torwart, du Abwehrspieler, du Stürmer". Jeder muss Tore schießen. Jeder muss verteidigen. Die "Kinderfestivals" ziehen. Es sollen alle in Bewegung sein und bleiben. Das ist die Intention. Der Riesen-Vorteil ist: weniger Wartezeiten, mehr Spielanteile.

O|N: Modelle, gerade im unteren Altersbereich, sind schön und gut. Aber im Laufe der Jugendzeit treten ja noch genügend Hindernisse auf - wie Großfeld, Pubertät, Freund oder Freundin, Schule, Beruf und Ausbildung oder ähnliches. Früher hat man gesagt, mit 16 entscheidet sich, ob einer dem Fußball erhalten bleibt. Wie siehst du das?

Kapelle: Dass wir so viele Spieler verlieren - die sogenannte Drop-Out-Quote - ist schon eine große Herausforderung. Der Verband und die Vereine müssten gemeinsam Lösungen erarbeiten, wie wir Kinder und Jugendliche beim Fußball halten können. Insbesondere ab der D-Jugend.

O|N: Das hört sich ja alles nach vielen Anstößen und Impulsen an ...

Kapelle: Es sind Angebote. Die Frage ist doch: Wollen wir was ändern oder nicht? In Hessen sind wir gut aufgestellt mit Angeboten des Verbandes für die Vereine. Gerade wir im ländlichen Raum. Wir wollen und müssen weiterhin gute Lösungen finden, wie wir hier noch Fußball spielen können.

O|N: Und es hört sich nach noch mehr Impulsen an, oder?

Kapelle: Das könnte durchaus sein. Man muss doch fragen: Was wollen denn heute A- oder B-Jugend-Spieler? Man muss den Mut haben, neue Wege zu gehen. Es ist gut, der Jugend neue Modelle anzubieten. Im Jugendbereich haben wir in der Region Fulda maximal zwölf Mannschaften - und das klappt hervorragend.

O|N: Du bist seit vier Jahren Regionalbeauftragter. Was gehört zu Deinen Aufgaben?

Kapelle: Ich bin zuständig für den Spielbetrieb auf Verbandsebene in der Region Fulda - und in Absprache mit den Kreisen versuche den Spielbetrieb in der Region zu harmonisieren. Ich bin dankbar, dass wir so einen guten Austausch haben. Wir sind für die Vereine da. Wir sind Dienstleister für die Vereine. Ich bin dafür da, den Vereinen zu helfen. Das ist meine Aufgabe. Und das geht nur mit- und nicht gegeneinander. Als Regionalbeauftragter bin ich zudem Klassenleiter für die D-und C-Junioren-Gruppenliga und auch die C-Junioren-Verbandsliga Nord.

O|N: Was ist in dieser Zeit entstanden?

Kapelle: Mit den Kreisjugendwarten haben wir die neuen und genannten Spielformen angestoßen und vorangetrieben. und einen guten, kreisübergreifenden Spielbetrieb weiterentwickelt. Es sind auch Kleinigkeiten, für die ich dankbar bin. Etwa für die Wanderpokale bei C- und D-Jugend beim Regionalpokal oder jetzt bei den Futsal-Regionalmeisterschaften.

O|N: Wie bist Du eigentlich zum Job des Regionalbeauftragten gekommen? Was hat Dich dazu getrieben?

Kapelle: Ich war ja schon vorher zwölf Jahre im Kreisjugendausschuss, eine Periode Beisitzer im Verbandsjugendausschuss (das bin ich immer noch). Gestartet bin ich als Jugendbildungsbeauftragter des Kreises´- und war zuständig für die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Kinder- und Jugendtrainer. Die Ausbildungen dezentral durchzuführen. Also in den Kreisen. An der Basis für die Basis. Durch meine eigene Trainerausbildung bin ich in diesem Bereich aktiv geworden für den Verband.

O|N: Das ist es nicht alleine. Herzblut gehört auch dazu ...

Kapelle: Ich bin ein großer Fan des Kinder- und Jugendfußballs. Ich arbeite sehr gern mit Kindern und Jugendlichen zusammen, mit Vereinen und Trainern. Das versuche ich auch als Regionalbeauftragter. Dem gerecht zu werden.

O|N: Dein Herz schlägt seit jeher auch für die Vereinsarbeit. Erkläre das bitte ...

Kapelle: Ja, ich behaupte, ich kenne die Arbeit der Vereine an der Basis. Ich bin Trainer eines Teams in der B-Junioren-Gruppenliga. Mein Sohn spielt bei den F-Junioren. Bei Spielen, Hallenturnieren oder Fußball-Festivals bekomme ich mit, wie die Basis tickt. Ich weiß, was die Leute dort für eine wichtige Arbeit leisten. Und kann deren Arbeit einschätzen. ich mache sie ja selbst. Kaufe die Brezeln ein. Grille die Würstchen. Kehre die Kabine aus. Nicht umsonst bin ich der Meinung, dass die Arbeit von Jugendtrainern besser honoriert und wertgeschätzt werden müsste. All dies hilt mir bei meiner Arbeit als Regionalbeauftragter.

O|N: Nur um das anzureißen: Auch im B- und A-Junioren-Leistungsbereich soll es zu Änderungen kommen ...

Kapelle: Ja. Die Änderungen laufen. Die Bundesligen werden zur neuen Saison abgeschafft. Teams der Nachwuchsleistungszentren spielen in eigenen DFB-Nachwuchsligen. Die Erstplatzierten der Vorrunde der A- und B-Junioren-Hessenligen können dann in der Rückrunde in diese Ligen aufsteigen. Das betrifft uns in der Region Fulda zwar nicht direkt. Doch auch da bin ich offen. Lasst uns doch mal was Neues im Fußball probieren. (wk)

Andreas, vielen Dank für das Gespräch


Zur Person

ANDREAS KAPELLE (40) ist verheiratet, hat vier Kinder und wohnt in Nüsttal-Hofaschenbach. Er arbeitet bei der Stadt Hünfeld in der Zentralen Steuerung. Andreas hat ausschließlich für den 1. FC Nüsttal gekickt. Anfang der 2000er-Jahre ist der Verein erstmalig von der B- in die A-Liga aufgestiegen - und Andreas war dabei. Bereits als 17-Jähriger begann er, sich in der Jugendarbeit zu engagieren - das währt jetzt also seit 23 Jahren. In der F-Jugend fing er an - und er trainierte und betreute Nachwuchsteams in allen Altersklassen, von der E3- bis zur A-Jugend. Andreas Kapelle gehört auch dem Gemeindevorstand in Nüsttal an.


Futsal-Hessenmeisterschaften am 24./25. Februar 2024 in der Kreissporthalle Hofbieber

Samstag, 24. Februar:

D-Junioren, ab 9.30 Uhr: Barockstadt, Calden/Grebenstein/Espenau, Rodgau, Schöffengrund, Groß-Gerau, Orlen

A-Junioren, ab 14.30 Uhr: Barockstadt, Friedrichstein/Edertal, Neu-Anspach, Stadtallendorf/Ostkreis, Ober-Roden, Biebrich


Sonntag, 25. Februar:

C-Junioren, ab 9.30 Uhr: Barockstadt,Calden/Grebenstein/Edertal, Heddernheim, Alsfeld, Rot-Weiß Darmstadt, Germania Wiesbaden

B-Junioren, ab 14.30 Uhr: Barockstadt, Witzenhausen/Hebenshausen, Karben, Burgsolms, Rot-Weiß Darmstadt, Dietkirchen/Offheim +++

 

 

 



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