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Sebastian Alles - Fotos: Yannik Overberg

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (67)

Sebastian Alles: Fliedens Neuer freut sich auf die kommende Saison

12.08.23 - Seine Bewegungen sind geschmeidig, sein Umgang mit dem Ball sieht leicht aus. Die Rede ist von Sebastian Alles, der mit Beginn der neuen Saison von der Britannia aus Eichenzell zum Verbandsligisten SV Flieden wechselte. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch sagt der 30-Jährige, was er sich mit seinem neuen Verein vorgenommen hat, wie Fliedens Kader aufgestellt ist und dass viel dafür spricht, dass er mal als Trainer auftauchen könnte.

Im Osthessen|News-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 67 der Serie.

O|N: Die erste Frage kommt von Deinem Ex-Trainer Johannes Helmke. Er möchte wissen, ob "die kalte Spezi" auch in Flieden so gut schmeckt?

Sebastian Alles: Ja, sie ist schon eines meiner Lieblingsgetränke. Jedenfalls war das zu meiner Hünfelder Zeit so. Deswegen ist es wohl bei ihm so hängengeblieben.

O|N: Wer vom SV Flieden war am Mittwochabend in Neuhof? Das ist ja euer erster Gegner am Sonntag, 18 Uhr?

Alles: Ich war nicht da, weil wir selbst Training hatten. Zunächst war es ja eine Überraschung, dass Neuhof einen vollen Kader hatte. Dass deren Spiel gegen Bad Soden bis zum Schluss so eng war, zeigt, dass wir gut vorbereitet sein müssen am Sonntag. Wir hatten ja auch sechs oder sieben Wochen Vorbereitung. Deswegen freut es mich, dass es endlich losgeht. Wir müssen unseren Gegner ernst nehmen und dürfen ihn auf keinen Fall unterschätzen. Und es ist schon interessant, wenn man den Gegner nicht so kennt.

O|N: War es für Dich der richtige Schritt, zum Ausklang Deiner Karriere zum SV Flieden zu wechseln?

Alles: (überlegt kurz) Für mich ja, absolut. Das haben die ersten Wochen und die Vorbereitung gezeigt. Ich bin vom Verein und dem Vorstand sehr gut aufgenommen worden. Es ist eine Win-win-Situation - für beide Seiten. Ich kann etwas einbringen - und der Verein passt sehr gut zu mir. Mir gefällt es dort sehr gut.

O|N: Wie ist der Kader aufgestellt? Stimmt die Mischung?

Alles: Es gab ja einen größeren Umbruch. Das war uns allen bewusst, dass viele erfahrene Spieler den Verein verlassen haben (Sascha Rumpeltes, Marc Götze, Marc Röhrig und Christian Bohl nach Kerzell, oder auch André Leibold, der ja 14 Jahre für Flieden gespielt hat). Wichtig ist deshalb, dass wir eine gewisse Erfahrung dazu kriegen - Pascal Manß, der aber erst einmal ein halbes Jahr nach Amerika geht, Homan Halimi oder Konstantin Heil). Ich kann die mit meiner Hessen- oder Verbandsliga-Erfahrung weitergeben. Auf der anderen Seite haben wir unseren Kader verjüngt. Generell muss man abwarten, wie wir in die Saison starten. Mit Mike Gaul haben wir ja auch einen neuen Trainer. Er macht einen positiven Eindruck und hat eine klare Ansprache. Er zeigt das auf dem Trainingsplatz und auch außerhalb.

O|N: Welche Rolle ist Dir zugedacht in Flieden?

Alles: Eine im zentralen Mittelfeld. Ich habe aber schon auf fast allen Positionen gespielt. In der Viererkette, rechts im Mittelfeld, offensiv im Mittelfeld. Ein Grund, weshalb ich nach Flieden gewechselt bin, ist Andre Vogt. Er ist ein sehr guter Freund von mir. Wir haben ja zu Hünfelder Zeiten schon zusammengespielt.

O|N: Was ist für den SV Flieden möglich in der neuen Saison?

Alles: Natürlich hat man immer ein Ziel vor Augen. Aber durch den Kader-Umbruch ist es schwer, ein Ziel auszurufen. Unsere Entwicklung ist ein Prozess. Erst einmal wollen wir gut starten und gucken dann, was herauskommt.

O|N: Du gehst als erfahrener Spieler durch? Welches sind Deine Favoriten in der Verbandsliga?

Alles: Ich schätze Bad Soden sehr stark ein und sehe die weit oben. Auch den CSC muss man - trotz der Auftaktniederlage gegen Barockstadt - auf der Rechnung haben. Und es gibt immer eine Überraschungs-Mannschaft, wie das letztes Jahr Bronnzell war.

O|N: Sieben osthessische Vereine tummeln sich in der Klasse. Die Verbandsliga ist attraktiv, oder?

Alles: Wir haben es letztes Jahr in Teilen gesehen. Es gab manches kuriose, torreiche Spiel - oder Ergebnisse, mit denen man nicht gerechnet hat. Die Verbandsliga ist sehr ausgeglichen. Interessant durch viele Duelle in der Region. Die Derbys machen zusätzlichen Reiz aus.

O|N: Wie siehst Du Deine Ex-Vereine Hünfeld und Eichenzell aufgestellt?

Alles: Hünfeld ist sehr gut in die Saison gestartet und hat mittlerweile sehr viel Qualität nach vorne. Da hat sich in den letzten ein, zwei Jahren viel verändert. Das Team ist verjüngt. Ein großes Plus. Eichenzell hat sich gerade in der Offensive noch weiter verstärkt. Dass sie jetzt zum Auftakt gewonnen haben, freut mich für die Jungs. Ich bin dort gut klargekommen und habe noch gute Kontakte.

O|N: Wie beurteilst Du die SG Barockstadt vor ihrem zweiten Regionalliga-Jahr?

Alles: Das ist absolut positiv für die Region. Es freut jeden, dass sie Spiele gegen Kickers Offenbach oder den FSV Frankfurt sehen können. Und dass hier wieder Regionalliga-Fußball angeboten wird.

O|N: Du giltst als technisch sehr beschlagen - offensiv fehlt ein wenig die Durchschlagskraft. Ist diese Einschätzung richtig?

Alles: Ja, die Technik ist schon meine Stärke. Auch das Passspiel und die Ballsicherheit. Ich bin kein sonderlich torgefährlicher Spieler. Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, den Ball zwischen beiden 16-Meter-Räumen zu kontrollieren. Ich spiele hinten heraus. Oder auf der Sechs.

O|N: Siehst Du auch eine gewisse Ähnlichkeit zu Franz Beckenbauer?

Alles: Es soll nicht gut aussehen, es soll auch was dabei rumkommen. Meine Stärken habe ich aus meiner Jugend-Zeit mitgenommen. Von meiner Internats-Zeit bei Carl-Zeiß Jena.

O|N: Blicken wir über den Tellerrand hinaus. Wie ordnest Du den Stellenwert des deutschen Fußballs ein? Wie den der Nationalmannschaft?

Alles: Sie ist nicht mehr so gut aufgestellt wie vor ein paar Jahren. Für die Zukunft sieht es meiner Meinung nach aber trotzdem ganz gut aus. Was auffällt: Mir fehlt der Bezug zur Basis. Zum Amateurfußball.

O|N: Was sollte man im Nachwuchsbereich verändern?

Alles: Dass die Jungs in ein gewisses Schema gepresst werden, das sollte man verändern. Erst mit 15 sollte man weg von der Schule oder der Familie. Es geht viel über Beziehungen. Das habe ich auch gemerkt in Jena. Da ist mir der Sprung von der A-Jugend nach oben noch gelungen. Der Trainer hat aber damals nicht auf mein Spielerprofil gesetzt. Ich wurde hochgezogen, aber im Endeffekt habe ich nicht viel gespielt.

O|N: Was sind Deine Lehren daraus?

Alles: Dass man die Spieler vorbereiten sollte: Was ist, wenn es nicht klappt nach oben? Klar, man muss für sich selbst die Entscheidung treffen. Nach der Jena-Zeit habe ich immer noch versucht, in den Profibereich reinzukommen. Bei Kickers Offenbach oder Waldhof Mannheim. Es hat halt nicht funktioniert - und der Absprung ist mir ganz gut gelungen. Ich hab' mich dazu entschieden, halt wieder in die Heimat zu gehen. Mit 21 bin ich dann nach Hünfeld.

O|N: Schwebt Dir eine Laufbahn als Trainer vor?

Alles: Tatsächlich habe ich schon vor drei Jahren meine B-Lizenz angefangen. Mir war früh klar, dass ich mal ins Trainergeschäft einsteigen will. Ich hab viel von meinen Trainern mitgenommen. Das passt gut zu mir. Ich könnte auch einen Job im Jugendbereich vorstellen. (wk)

Zur Person

SEBASTIAN ALLES (30) wohnt in Fulda, lebt in einer Beziehung und ist für den strategischen Einkauf bei der R&S-Group verantwortlich. Er hat zwei Geschwister, sein Bruder Alexander spielt beim Nord-Kreisoberligisten Jossatal. Geboren wurde "Basti" in Hünfeld. Seine Eltern wohnen in Unter-Schwarz, einem Vorort der Stadt Schlitz. Dort wuchs Sebastian auf und verbrachte auch seine Jugend in Unter-Schwarz. Mit Fünf begann er zu kicken - beim SV Queck, der später im Jugendbereich zur JSG Kiebitzgrund/Rothenkirchen wurde. Jörg Knöß oder Andreas Schmier waren seine Trainer. In der D-Jugend wechselte er nach Hünfeld, Coaches dort: Michael Saar und Lothar Klüber. In der B-Jugend zog es ihn zu Carl-Zeiß Jena ins Internat. Der Kontakt dorthin entstand über die Hessenauswahl. In Jena kickten auch Marius Grösch, Marek Weber, Sascha Rumpeltes oder Daniel Kornagel. Fünf Jahre blieb Sebastian insgesamt in Jena. Danach ging's zurück nach Hünfeld, zu Borussia Fulda (er ging, bevor die zur SG Barockstadt wurde), 2018 wieder zurück nach Hünfeld - und ein Jahr nach Eichenzell. Jetzt kickt er für den SV Flieden. +++

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