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Ramona Firle und Alexander Peer - Fotos: Brandon Watkins

FULDA OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch (63)

Ramona Firle und Alex Peer: Fulda ist die Billard-Hauptstadt Europas geworden

13.07.23 - Sie gehen als Protagonisten der Billard-Abteilung der SG Johannesberg durch. Ramona Firle trainiert den Nachwuchs und die Frauen - und kürzlich setzte sie die Idee um, Schulklassen einzuladen und in den Sport rund um die Kugel reinzuschnuppern. Alexander Peer ist Billard-Abteilungsleiter und 2. Vorsitzender des Gesamtvereins. Mit vielen Helfern sorgt er dafür, dass Billard in seinem Verein, in dem gerade alles neu ausgerichtet wird, durch die Decke geht. Im OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch äußern sie sich zu diesen Themen - und natürlich zu den European Open, die in knapp vier Wochen beginnen und schon jetzt elektrisieren.

Im Osthessen|News-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte. Heute folgt Teil 63 der Serie.

O|N: Ramona, wie kam es zur Idee, Schulklassen einzuladen und Nachwuchsspielern den Billard-Sport schmackhaft zu machen?

Ramona Firle: Das fing eigentlich bei meinem Sohn an. Die Schulklassen wollten nach Schulschluss was unternehmen. Da kam mir der Gedanke, sie mal einzuladen. Ich wusste und ahnte nicht, dass die Idee so ein Hype wird. Ich arbeite als Sekretärin beim VdA, dem Verband für Archivaren - und das Training ist leider nur nachmittags möglich.

O|N: Alex, ist es ein Impuls, der nicht nur den Nachwuchs, sondern die ganze Billard-Abteilung der SG Johannesberg voranbringt?

Alex Peer: Es ist einer von vielen noch nicht umgehobenen Schätzen. Dazu gehören Hausturniere, Jugendtraining oder Schularbeit. Das ist alles eine Frage von Ressourcen. Ich bin froh, dass sich Ramona so engagiert in der Arbeit mit Jugendlichen und sie dafür gewinnt.

O|N: Das heißt, die Kids und Jugendlichen nehmen das gut an?

Firle: Ja, das hat denen sehr gut gefallen. Auch wenn die meisten in dem Alter noch sehr viele Hobbys haben. Die neuen Kurse beginnen nach den Sommerferien. Ich hatte auch eine Klasse aus Gelnhausen da. 15- und 16-Jährige. Die waren sehr angetan. Leider war es ihnen zu weit mit 45 Kilometern Entfernung.

O|N: Alex, seid ihr damit in eine Lücke, eine Nische gestoßen? Um den Billard-Sport in Fulda noch bekannter zu machen?

Peer: Dass die Resonanz derart gut ist, ist schon etwas überraschend. Aber unter unserer professionellen Anleitung kann man viel mitnehmen und lernen.

O|N: Ramona, siehst Du das unter der Rubrik, den Nachwuchs anzustoßen, zu akquirieren und für Euch zu gewinnen?

Firle: Für mich ist wichtig: Ich habe eine Aufgabe im Verein gefunden. Mich erfüllt das. Ich bin glücklich damit. Ich mache das gerne.

O|N: Ihr wart kürzlich bei HIT Radio FFH zu Gast. Wie haben die auf den Impuls der SGJ reagiert?

Peer: Wir sind von FFH angesprochen worden - aufgrund der Berichterstattung über Billard. Es liegt sicher auch daran, dass wir mit Herzblut Vereinsarbeit betreiben.

O|N: Ramona, wie ist eigentlich die Unterstützung durch die SGJ bei Deiner Idee?

Firle: Ein toller Verein. Ich muss nur schreiben - und sie kommen und helfen. Wir sind ein Super-Team dort. Dabei sind Erik Köhler, Moritz Heurich - er war ja mal mit dem PBC Fulda Europameister in der Mannschaft - oder Klaus-Dieter Klein.

Letzte Frage zum Nachwuchs: Wo steht die Arbeit der SG Johannesberg?

Peer: Ich kann eines sagen: Sie wird ein Schwerpunkt-Thema der nächsten Jahre sein. Wir stellen die Ressourcen bereit. Es sollen wieder deutsche Jugend-Meister aus Fulda kommen. Wir sind erfolgshungrig und haben - gerade auch wegen des Leistungszentrums - ideale Voraussetzungen. Viele von uns arbeiten hart und sehnsüchtig dar auf hin: Es kann dann nicht anders sein, dass wir erfolgreich sind.

O|N: Zur SG Johannesberg. In der gerade beendeten Saison wurde die Erste Dritter der Bundesliga, die Zweite Dritter der Oberliga - doch zufriedenstellend, oder?

Peer: Die Bronzemedaille in der Bundesliga - der größte Erfolg der fast 100-jährigen Vereinsgeschichte der SGJ. Mit Tobias Bongers haben wir den Kader nochmals verstärkt.

O|N: Wie lautet das Ziel für die neue Saison?

Peer: Wir wollen die Spitze angreifen, natürlich wird das gegen starke Konkurrenz kein Spaziergang. Spätestens zum 100-jährigen Bestehen 2026 wollen wir aber die Meisterschaft holen - das kann auch nächstes Jahr schon sein.

O|N: Arik Reiter, das andere Zugpferd der SGJ, spricht gerne von "Socializing" - also davon, dass in der Zusammenarbeit und im sozialen Mit-Einander Rädchen ineinander greifen. Was ist, auf die Vereinsarbeit bezogen, damit gemeint?

Peer: Arik und ich sind ja beide in der Unternehmens-Führung tätig. Und wir führen die SG Johannesberg wie ein Start-Up-Unternehmen: jung, frisch, mit neuen Ideen, selbstbewusst. Leute begeistern. Den Mitarbeitern Ziele stellen und deren Aktivitäten an diesen Ideen ausrichten.

O|N: Wie habt ihr die veränderte sportliche Situation wahrgenommen?

Peer: Was wir gemerkt haben: eine viel größere Wahrnehmung - auch für Sponsoren oder Presse. Durch die European Open - dass wir die nach Fulda bekommen haben, war nicht zuletzt das Verdienst von Thorsten Hohmann -, haben wir natürlich nochmal einen Hype erlebt. Unsere Mitgliederzahl hat sich in den letzten fünf Jahren vervierfacht. Die Stimmung im Verein ist fantastisch. Wir verfügen jetzt über ein Leistungszentrum, dessen Baukosten ein Stück über der Planung liegen. Der Überschuss wird vom Verein geschultert.

O|N: Zu Eurer neuen Ausrichtung im Verein. Dass die neuen Billard-Tische noch nicht da sind, hat sich zu einem speziellen Thema entwickelt, oder?

Peer: Am Dienstag nächster Woche werden endlich die neuen Tische angeliefert - zehn Monate nach dem eigentlichen Termin. Wenn die eintreffen, wird das ein Spektakel, das wir medienwirksam in Szene setzen werden. Bei der Lieferung sind einfach weltweite Engpässe entstanden. Ich hatte die eine oder andere schlaflose Nacht. Die European Open ohne Billard-Tische bei uns - das wäre ein Worst Case. Ein Horror-Szenario.

O|N: In knapp vier Wochen beginnen die European Open. Wie sind Gefühle und Erwartungen, nachdem die Veranstaltung im vergangenen Jahr ihre Premiere hatte in der Esperanto-Halle? Und: Hat die Stadt Fulda die Publicity, die Öffentlichkeits- und Werbewirksamkeit der European Open erkannt?

Peer: Ich hoffe, dass wir es schaffen, die Fuldaer Bevölkerung mitzuziehen. Die European Open sind schließlich ein grandioses Sport-Event. Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld ist einer unserer größten Fans. Ihm leuchten regelrecht die Augen. Und die Stadt Fulda unterstützt uns hervorragend - wo und wie sie nur kann. Die European haben mit Gastfreundlichkeit zu tun. Menschen kommen zusammen. Kulturen kommen zusammen. Es gibt Events, zum Beispiel ein Barbecue. Wir werden auch wieder einen Shuttle-Service einrichten.

O|N: Was hat es mit dem Qualifyer-Turnier auf sich, das den European Open vorgeschaltet ist?

Peer: Wir haben von der veranstaltenden Promotions-Agentur matchroom vier Tickets bekommen, die wir in einem gemeinsamen Qualifikationsturnier ausspielen. Die Pool-Sharks Ortenberg und der PBC Gelnhausen unterstützen uns. Die Vorrunde findet am 22. Juli in Ortenberg und Gelnhausen statt - die Endrunde am 29. Juli bei der SG Johannesberg.

O|N: Mit etwas Abstand: Was war Billard in Fulda vor den European Open - und wie ist der Stellenwert jetzt?

Firle: Auf jeden Fall gefragter. Ich möchte die European Open sehen. Ich glaube, das wird ein Hype.

Peer: Erfolgreich waren wir vorher schon. Wir sind die Hauptstadt des Billards in Europa geworden.

O|N: Das Vereinsgelände der SGJ gleicht ja derzeit einer Baustelle. Wie darf man das interpretieren?

Peer: Das sind zwei Bauabschnitte. Hier der Altbau mit sechs Billardtischen - er soll bis zum Freitag, 21. Juli, fertiggestellt sein. Wie vorher - nur alles neu. Da das Leistungszentrum, der Neubau - früheste Planung: 2. August. Die Farbe ist quasi noch nicht trocken, wenn die Sportler kommen. Das ist zeitlich ganz schön auf Kante genäht. Wir wollen auch Maßstäbe setzen, was die Übertragungstechnik betrifft.

O|N: Fulda hat den Zuschlag für drei weitere Jahre bekommen, die European Open ausrichten zu dürfen. Woran liegt das? Müsst Ihr Euch nicht manchmal kneifen?

Peer: Das ist das Resultat einer sehr konsequenten Arbeit.

O|N: Fulda hat im Billard eine Tradition. Der PBC war einst eine starke Marke, die SG Johannesberg führt das jetzt fort. Kann man das so sagen?

Firle: Ja, durchaus. Früher gab's schon sehr erfolgreiche Zeiten beim PBC - mit Steffen Nitsche, Thorsten Hohmann, Daniel Titze oder Arik Reiter. Jetzt sind wir sind wieder in der Bundesliga - und die European Open stehen vor der Tür. Die Story beginnt praktisch wieder von vorne.

O|N: Ramona, die Frauenquote hat sich gemausert bei der SG Johannesberg. Stimmt das?

Firle: Ja, wir haben das Doppelte oder Dreifache, als das in Deutschland üblich ist. Wenngleich es mich freuen würde, dass noch mehr ins Training kommen würden. Ich habe ein gutes Gefühl, dass das ab Herbst auch passieren wird.

O|N: Ab welchem Alter sollten die Jugendlichen denn ins Training kommen?

Firle: Aktuell kommen sie ab 12. Ab September stelle ich aber um und probiere Neues: Dann sind Gruppen von 12 bis 16 - und von 8 bis 10 willkommen. Acht Jahre sollten die Kinder schon sein.

O|N: Welche Fuldaer Schulen waren denn schon bei der SGJ?

Firle: Bisher nur die Winfriedschule. Allen anderen habe ich bisher absagen müssen, weil wir derzeit ja, wie erwähnt, eine Baustelle sind. Aber auch die Wigbertschule Hünfeld hat ja großes Interesse. (wk)

Ramona Firle, Alex Peer: Vielen Dank für das Gespräch. +++


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