Archiv
Metallbauer Mario Bellinger hat auf der Arbeit den Blick fürs große Ganze
04.07.17 - Der Metallbauer braucht in der Industrie 4.0 jede Menge Fachwissen und Fertigkeiten, die ihn zum Dreh- und Angelpunkt in der industriellen Verarbeitungskette machen. Mario Bellinger aus Künzell-Keulos hat bei Hahner Stahlbau in Böckels seinen Traumberuf gefunden.
Beim heimischen Stahlbauprofi sind inzwischen 97 Mitarbeiter beschäftigt. Durch innovative Lösungen hat sich das Unternehmen bei Bauherren und Architekten im ganzen Bundesgebiet einen Namen gemacht. Für die komplexe, aber filigrane Konstruktion des Stahl-Glas-Dachs im Münchner Tierpark Hellabrunn gab es den Deutschen Metallbaupreis 2016. Firmengründer Bernhard Hahner hat klare Vorstellungen davon, was der Nachwuchs mitbringen muss: "Leuten mit Blick fürs Ganze, die motiviert sind und auch Lust darauf haben, über den Teller-Rand zu schauen, stehen in unserer Unternehmensgruppe alle Türen offen. Der Metallbauer hat einen sehr techniklastigen Beruf - selbst die Säge hat heute einen Touchscreen-Bildschirm. Die Datensätze werden inzwischen direkt auf die CNC-Maschine geschickt. Die Aufgabe des Metallbauers ist dann etwa, das Rohmaterial zu besorgen, die Maschine mit dem passenden Werkzeug zu bestücken, aber auch das Ergebnis zu begutachten und Veränderungen am Ablauf vorzunehmen, bis es passt."
Trotz der Datenfülle muss manches vor einem stehen, um die Dimensionen zu verstehen: "Für den Saurierpark in Bautzen haben wir eine komplexe Stahlbau-Konstruktion mit 22 Metern Durchmesser aus 6.000 Teilen hergestellt. Da hilft es sehr, Teile davon in unserer Konstruktionshalle in Böckels vorher aufgebaut zu haben. Außerdem muss man ein Grundverständnis von benachbarten Gewerken mitbringen: Wo kommt das Teil her, wo geht es hin, welcher Kollege oder welches Unternehmen bearbeitet es weiter? Da wird es schnell sehr komplex, deswegen ist die Kommunikation im Team so wichtig", erklärt Mario Bellinger. Der 21-jährige Keuloser hat inzwischen ausgelernt, aber schon während der Ausbildung werden die Nachwuchskräfte in Projekte eingebunden: "Wir arbeiten zwar, vor allem am Anfang, auch an Musterteilen, gerade um das Feilen zu lernen, aber die Erfahrung kommt nur durch die reale Praxis. Bei möglichen Weiterbildungen, etwa einem Maschinenbau-Studium, könnte ich mir wegen der umfangreichen Ausbildung hier im Haus jetzt die kompletten Praktika sparen, ebenso bei der Ausbildung zum Schweiß-Fachingenieur. Momentan will ich aber erstmal Berufserfahrung sammeln", erklärt Bellinger. Nach mehreren Praktika und Ferienjobs, darunter beim Stahlbau-Unternehmen in Böckels, war das Interesse bei Bellinger geweckt, das handwerkliche Interesse war ohnehin vorhanden gewesen.
"Die Montagetätigkeit wird trotz aller technischer Weiterentwicklungen immer ein wichtiger Bestandteil des Metallbau-Berufs sein: Ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen und ein Gefühl für Teamwork auf der Baustelle freuen auch die Kollegen und erlauben es dem Neuling, sich schnell in die Arbeitsabläufe einzufinden. Gerade in unserem Haus in Böckels ist zudem das Schutzgasschweißen sehr wichtig. Fulda ist deswegen die einzige Innung in Deutschland, die Auszubildenden den Schweißerbrief komplett zahlt. Nach der Ausbildungszeit von 3,5 Jahren sind bei uns die Übernahmechancen sehr gut: Die Durchlässigkeit in der Unternehmens-Gruppe ermöglicht es, gute Leute auch an anderen Stellen einzusetzen, ein mögliches Studium eröffnet zudem neue Möglichkeiten", erklärt Hahner. (Marius Auth) +++