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Lasst Blümchen sprechen: Schausteller Alexander Winter mag es bunt
18.10.18 - Nieten gibt es beim „Flower Power“ nicht: „Jeder gewinnt bei unserem Familienspiel – und wenn es ‚nur‘ ein Plüschblümchen ist“, sagt Alexander Winter. Liebevoll arrangiert der 19-Jährige, der aus einer alten Schausteller-Dynastie stammt, die farbenfrohe Blütenpracht. Mit der Sonne um die Wette lachen die niedlichen Blümchen, die die Herzen der großen und kleinen Lullusfestbesucher erfreuen.
Zum vierten Mal ist die niedersächsische Schaustellerfamilie mit ihrem „Blümchen pflücken“-Stand auf Lolls vertreten. „Das Lullusfest ist etwas ganz Besonderes“, bekräftigt Alexander Winter. „Das Publikum ist super-nett, der familiäre Vergnügungspark versprüht Gemütlichkeit und die Stadt empfängt uns mit offenen Armen.“
Etwas ganz Besonderes ist auch das „Flower Power“: Wie der junge Schausteller erzählt, gibt es das Geschäft seit zwölf Jahren. „Meine Eltern haben sich das Spiel ausgedacht und patentieren lassen.“ Der Beruf des Schaustellers wurde Alexander Winter in die Wiege gelegt. Bereits vor 500 Jahren reisten seine Urahnen als Bänkelsänger von Burg zur Burg und von Jahrmarkt zu Jahrmarkt. Von Liebe, Mord und politischen Ereignissen wussten die fahrenden Sänger und Geschichtenerzähler damals zu berichten.
„Für mich war von Anfang an klar, dass ich in die Fußstapfen meiner Eltern und Vorfahren treten möchte“, sagt der Asendorfer (Landkreis Diepholz). Er sei auf dem Rummel groß geworden. Seit er seinen Schulabschluss in der Tasche hat, führt Alexander Winter ein modernes Nomadenleben. Gemeinsam mit seiner Frau Ashley oder seinen Eltern ist er rund 300 Tage im Jahr auf Achse. Winters machen – wie sämtliche Männer und Frauen „von der Reise“ – einen Knochenjob, um anderen Vergnügen zu bereiten.
„Kein Tag ist wie der andere“, meint der „Flower Power“-Juniorchef. „Die Abwechslung ist faszinierend: Ich genieße es, mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt zu kommen.“ Zwölf bis 13 Stunden Arbeit am Tag seien keine Seltenheit. „Wir Schausteller leben unseren Beruf.“
Eine ältere Dame versucht ihr Glück beim „Blümchen pflücken“. Geduldig erklärt Alexander Winter der Bad Hersfelderin die Spielregeln. Beherzt greift die Lullusfestbesucherin nach einer roten Blume: Leider kein Treffer. Blaue Blume: kein Treffer. Lila Blume: Volltreffer. „Glückwunsch, Hauptgewinn“, sagt der junge Schausteller lächelnd, „jetzt haben Sie freie Auswahl.“ (Stefanie Harth) +++