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Der, der die Schafe krault: Wolfgang Pschierer - Fotos: Dieter Graulich

GREBENHAIN Profis bei der Arbeit (89)

„Skuddenschäferei auf dem Vulkan“ von Züchter Wolfgang Pschierer

Die Arbeitswelt bei uns in Osthessen ist bunt und vielfältig. Ob stinknormaler Job oder ein ganz ausgefallener Beruf - die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS hat sich in der Region umgeschaut und viele interessante Menschen getroffen, die von ihrem ganz persönlichen Arbeitsplatz erzählt haben. Lassen Sie sich überraschen. +++

26.02.18 - Seit 1989 züchtet Wolfgang Pschierer aus Ilbeshausen-Hochwaldhausen Skuddenschafe in brauner Färbung. Begonnen hat alles mit drei Zwergziegen, die als Streichelzoo für den Kurpark in Hochwaldhausen gedacht waren. Doch sie waren in ihrer Nahrungssuche eher auf die Blätter der Sträucher aus und nicht auf das Gras. Also mussten noch andere Futterverwerter her und dies waren drei Skuddenschafe mit Bock. Wolfgang Pschierer entschied sich bei der Auswahl zwischen schwarz, weiß und braun, für die braune Färbung der kleinsten deutschen Schafrasse. Die Herde vergrößerte sich rasch und der Vogelsberger Schafzüchter schloss sich 1991 dem Herdbuch an. Er wurde Mitglied im Hessischem-Schafzuchtverband, im Schafhalterverein Vogelsberg und der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH).

Aus dem Herdbuch trat er zehn Jahre später wieder aus, da der Kosten-Nutzungseffekt nicht vorhanden war. Derzeit hat der 66-Jährige in seiner „Skuddenschäferei auf dem Vulkan“ 160 Mutterschafe, etwa 120 Lämmer und drei Zuchtböcke auf 17 Hektar Pachtfläche rund um Ilbeshausen. Im Kurpark grasen außerdem sieben Zwergziegen. Für die Winterfütterung müssen rund 140 Silage- und Heuballen bevorratet werden, die dann zweimal am Tag „serviert“ werden. Wasser ist am Stall in Ilbeshausen vorhanden.

"Angst vor dem Wolf"

Bei einem Gespräch mit OSTHESSEN-NEWS wies Pschierer auf das derzeit größte Problem der Schafhalter insgesamt hin: die Wiederansiedlung des Wolfes. Im Vogelsberg sei er zwar noch nicht gesichtet worden, aber im Odenwald wurden im November des Vorjahres mehrere Schafe und eine Ziege gerissen. „Es ist durchaus möglich, dass er auch im Vogelsberg einmal aufkreuzt“, so Pschierer. Man müsse dieses Problem ernst nehmen und Vorsorge treffen. Dies sei mit Kosten und vermehrter Arbeit verbunden. Die vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen seien zwar sehr vielfältig aber im hügeligen Gelände des Vogelsberges nicht überall möglich. Eine Zaunhöhe von 0,90 Meter sei okay, nicht aber eine Stromspannung von 2.000 Volt. Probleme gebe es aber auch mit „Herdenschutzhunden“, die derzeit nicht in Elektrozäunen gehalten werden dürfte. Die Kosten dafür seien enorm, denn zwei- bis fünftausend Euro pro Hund seien für kleinere Schäfereien nicht finanzierbar, zumal jeweils zwei Hunde da sein müssten. Ebenfalls hoch seien die Futterkosten und die Versicherung für die Herdenschutzhunde. Letztendlich käme noch die Belastung für die Bevölkerung mit dem Verbellen in Ortsnähe während der Nacht hinzu.

Ein weiteres aktuelles Problem für die Schafhalter sei der niedrige Wollpreis mit gerade einmal 30 Cent pro Kilo bei Merinowolle. Frühere habe dieser bei 1,00 bis 1,30 Euro gelegen. Positiv bewertet Pschierer bei der Schafhaltung den guten und stabilen Fleischpreis der letzten Jahre.

Kleinste deutsche Schafrasse

Über die Rasse Skudden berichtet der Züchter, dass es sich dabei um ein kleinrahmiges, ursprüngliches Landschaf und die kleinste deutsche Schaftrasse handelt. Wegen ihrer Anspruchslosigkeit eignen sich die Tiere im Rahmen der Landschaftspflege besonders für Flächen mit geringem Nährstoffangebot unter rauen Klimabedingungen. Durch ihr sehr geringes Gewicht entstehen auch bei der Koppelschafhaltung keine Trittschäden. Die kleinen Hufe und der Trippelschritt der Skudden ersetzen Wiesenwalze und Egge. Das durchschnittliche Körpergewicht liegt bei einer Widerrisshöhe von circa 55 cm bei 45 bis 55 Kilogramm bei den Böcken, Mutterschafe wiegen 40 bis 45 Kilo.

Das mischwollige Vlies ist weiß, schwarz oder goldbraun. Die Böcke haben stets schneckenförmige Hörner, die bei älteren Tieren bis zu 70 cm lang werden können. Die weiblichen Tiere sind meist hornlos, es kommen aber auch Mutterschafe mit Sichelhörner oder Hornstummeln vor. Skudden haben auffallend kleine Ohren. Der keilförmige Kopf mit breiter Stirn hat einen schmalen Nasenrücken. Böcke haben eine leichte Ramsnase. Der mittelange tiefgestellte Rumpf geht in ein abfallendes Becken über. Die Beine sind kräftig, die Knochen fein, die Klauen zierlich und extrem hart. Eine regelmäßige Klauenpflege, ein bis zweimal pro Jahr sei jedoch angebracht. Kennzeichnend ist der kurze, oben bewollte, unten behaarte Schwanz.

Die Skudde ist widerstandsfähig, anspruchslos und trotzdem fruchtbar. Ursprünglich war diese Rasse in Ostpreußen und im Baltikum verbreitet. Sie wurde in ihrem Ursprungsgebiet kaum züchterisch bearbeitet. Der jetzige Bestand geht im Wesentlichen auf Tiere zurück, die vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus Ostpreußen und Litauen nach Deutschland kamen. Die Rasse ist stark vom Aussterben bedroht. (gr) +++

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Sobald Wolfgang Pschierer auf die Weide kommt, sind es zuerst die Flaschenlämmer die auf ihn zukommen ...


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