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Baumprofi Thomas Anders bei der Arbeit - Fotos: Nico Bensing

FULDA Profis bei der Arbeit (147)

Thomas Anders fällt die größten Bäume - "Bin gerne draußen in der Natur"

Profis bei der ArbeitDie Arbeitswelt bei uns in Osthessen ist bunt und vielfältig. Ob stinknormaler Job oder ein ganz ausgefallener Beruf - die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS hat sich in der Region umgeschaut und viele interessante Menschen getroffen, die von ihrem ganz persönlichen Arbeitsplatz erzählt haben. Lassen Sie sich überraschen. +++

05.11.18 - Mit den ersten Sonnenstrahlen beginnt der Tag von Thomas Anders. Seit mehr als 30 Jahren fällt der Petersberger nun schon professionell Bäume. OSTHESSEN|NEWS hat den 52-Jährigen einen Tag lang begleitet.

Montagmorgen, 6.30 Uhr: Es ist diesig und neblig. Man merkt, dass der Herbst langsam Einzug hält. Thomas Anders fährt mit seinem Kombi vor einem Einfamilienhaus in Fulda vor. Im Schlepptau hat er einen Anhänger, der beladen ist mit allerlei Werkzeug. Allen voran natürlich der Klassiker zum Bäume fällen: die Motorsäge. Daneben liegen eine Einhandsäge, eine Pflegesäge und alles, was man im Anschluss zum Saubermachen benötigt: Rechen und Gebläse. Vor dem Einfamilienhaus stehen drei Bäume, alle sind locker 25 Meter hoch — und sie alle sollen gefällt werden. Die Bäume haben laut Anders bereits ihre Hiebsreife erreicht. „Das ist das Höchstalter eines Baumes. Danach wird er nicht mehr älter, sondern nur noch faul.“

Genau das sei bei der Fuldaer Trauerweide der Fall gewesen, die vor wenigen Wochen unter großem öffentlichen Aufsehen gefällt worden war. Anders ist sich sicher: Die Weide hätte man retten können. „Da sprechen wir allerdings von einem guten Jahrzehnt. Hätte man die Weide damals gestutzt, würde sie heute zwar nicht so imposant aussehen, aber noch stehen.“

Zurück zum Einfamilienhaus: Anders blickt mit der Motorsäge in der Hand auf die anstehenden Aufgaben. „Die Fichte und die Lärche sind relativ unproblematisch“, sagt der 52-Jährige über die beiden äußeren Bäume. Bei der Kiefer in der Mitte sieht das anders aus: Ein großer Teil der Krone hängt über das Hausdach. „Das macht es schwieriger. Wenn da ein Teil auf das Dach stürzt, ist der Schaden groß.“ Bei einem Sturm könne das jederzeit passieren. Deshalb seien die Eigentümer an ihn herangetreten. Vorsicht ist schließlich besser als ein kaputtes Hausdach.

Wenn Thomas Anders zum ersten Mal die Säge ansetzt, dann ist er in der Regel zum dritten Mal auf dem Grundstück. Ganz am Anfang steht eine Begehung an. „Ich schaue mir alles genau an, spreche mit den Eigentümern und mache mir einen konkreten Plan, wie und in welcher Reihenfolge ich die Bäume ummache.“ Am Tag vor der Fällung werden die letzten Vorarbeiten erledigt: „den Hubwagen holen, die Straße absperren, alles wegräumen, was weggeräumt werden kann.“ Die Arbeit selbst läuft folgendermaßen ab: Die Äste werden der Reihe nach von unten nach oben abgeschnitten. Beim Stamm ist es genau anders herum: Er wird Stück für Stück von oben nach unten Stück gekürzt. Der Hubwagen ist dafür das unerlässliche Hilfsmittel.

Dass ein Baum gefällt wird, so wie man es sich im klassischen Sinn vorstellt, passiert nur selten, denn meist ist dafür zu wenig Platz. So wie bei diesem Einfamilienhaus. Die Bäume sind nah an der Straße, ringsherum stehen andere Häuser. Thomas Anders steigt in den Hubwagen und legt los: Die Äste purzeln einer nach dem anderen herunter, später werden sie auf den Hänger gehievt. Dann geht es dem Stamm an den Kragen. Nach und nach werden die abgeschnittenen Baumklötze mit dem Wagen nach unten befördert. Der 25 Meter hohe Stamm wird kleiner und kleiner. Alles sieht spielend einfach aus, doch das liegt an der Routine, die Anders hat.

Seit 36 Jahren fällt er schon Bäume. Damals machte Anders eine Ausbildung zum Forstwirt. 2005 wechselte er wegen einer staatlichen Strukturreform zur Polizei und war dort fortan im Streifendienst tätig. „Das war ein spannender Job mit viel Abwechslung, aber mir hat die Natur gefehlt“, bekennt Anders. Deshalb hat er vor gut einem Jahr gekündigt und bringt sein Know-how nun bei „Die Baumprofis“ ein. Neben dem Fällen von Bäumen kümmert sich Anders auch um Heckenschnitt, Kronenkürzungen, Verjüngungsschnitte, um die Reinigung von Terrassen und mehr.

Das soll auch noch eine ganze Weile so bleiben: „Es macht mir unglaublich viel Spaß. Ich bin gerne draußen und möchte am liebsten so lange in der Natur arbeiten, bis ich alt und grau bin.“ Am frühen Nachmittag sind alle drei Bäume gefällt. Thomas Anders sorgt mit Rechen und Gebläse dafür, dass man den Besuch des Baumprofis nur am Fehlen der Bäume erkennt. Die letzte Amtshandlung ist ein finaler Rundgang mit dem Eigentümer, der das Werk begutachtet. Passt alles, dann fährt Thomas Anders mit seinem Kombi und dem Anhänger im Schlepptau zum nächsten Auftrag — und arbeitet fleißig weiter, ehe die letzten Sonnenstrahlen verschwinden. (Nico Bensing) +++

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