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Pulver von gemahlenen farbigen Steinen, angerührt mit Wasser, sind die Farbe zum bemalen des Untergrunds. - Fotos: Dieter Graulich

HERBSTEIN Profis bei der Arbeit (75)

Aufwendig und detailverliebt: Krippenbauer Thomas Rodemer zaubert Unikate

Die Arbeitswelt bei uns in Osthessen ist bunt und vielfältig. Ob stinknormaler Job oder ein ganz ausgefallener Beruf - die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS hat sich in der Region umgeschaut und viele interessante Menschen getroffen, die von ihrem ganz persönlichen Arbeitsplatz erzählt haben. Lassen Sie sich überraschen. +++

25.12.17 - Seine Werkstatt ist nicht groß, alles hat seinen Platz und dennoch finden sich unendlich viele Kleinigkeiten darin. Flechten, Ästchen, Kiesel, Borken, Rinde, gemahlene Steine in den verschiedensten Farben, Styrodur-Platten und unzählige kleine Leisten und Brettchen. Aus diesen Materiealien fertigt der 58-jährige Thomas Rodemer wahre Kunstwerke: Weihnachtskrippen.

Der Leiter des Präsidialamtes beim Polizeipräsidium Osthessen ist in seiner Freizeit Krippenbauer mit Herz und Seele. Jedes seiner kleinen Kunstwerke ist ein Unikat. Er baut aufwendige, detailverliebte Krippen im verschiedensten Stil. Jeder seiner Handgriffe sitzt. Unbehandelte Brettchen, Leisten, Klötzchen, kleine Rundhölzer, Stäbe erhalten Strukturen, geben jeder Krippe ihr „eigenes Gesicht". Seit acht Jahren geht Thomas Rodemer diesem schönen Hobby nach. Beim Verband bayrischer Krippenfreunde absolvierte er einen vier Jahre laufenden Kurs zum Krippenbaumeister, der in Kempten/Allgäu und in Klüsserath/Mosel stattfand.

Seit einigen Jahren bietet er in den Herbstferien selbst Kurse an. Die Kurse finden so großen Anklang und sind bereits lange vor Beginn ausgebucht. Jeder der Teilnehmer habe dabei seine eigene Vorstellung von der Krippe und den dazugehörenden Gebäuden und verwirkliche diese. Er selbst gebe nur Anregungen und Tipps dazu, so Rodemer. Bei dem Krippenbau kämen dann die verschiedensten Techniken zur Anwendung. So werde beim Fachwerk für die Gebäude viel mit der Klebetechnik gearbeitet. Dies bedeute, dass die einzelnen Balken auf eine Unterlage, wie zum Beispiel Spanplatten oder auch Styrodur aufgeklebt würden. Aber auch der klassische Fachwerkbau mit dem Verzapfen der einzelnen Fachwerke, werde angewendet. Hauptarbeitsmittel sei der „Krippenmörtel“. Dieser bestehe aus Holzleim, Kreide, Wasser und Sägemehl und finde vielseitige Verwendung. Pro Krippe müssen rund 40 Stunden Arbeitszeit und bei einigen sogar 50 Stunden aufgewendet werden.

Zur Entstehung des Krippenbaus insgesamt sagte Thomas Rodemer, dass die Umstände der Geburt Christi in einem Stall mitten im tiefsten Winter schon immer die Fantasie beflügelt hätten. So sei Christi Geburt vielfach landestypischen Vorstellungen angepasst und vom vorderen Orient bis in unsere Breiten verlagert worden. Im alpenländischen Raum habe der Krippenbau eine lange Tradition. Seit vielen Jahrhunderten werden in der Adventszeit selbstgefertigte Weihnachtskrippen in Wohnungen und Kirchen aufgestellt. Die Weihnachtskrippe sei die gängigste und bekannteste Krippenform überhaupt. Die erste Nennung einer Weihnachtskrippe sei die im Jahr 1562 von Jesuiten in Prag aufgestellte Weihnachtsdarstellung. Kurze Zeit später bereits wurde das Aufstellen von Krippen zur Weihnachtszeit zur Prestigesache.

Zwei in einem Krippenbaukurs gefertigte Krippen

Das Meisterstück von Thomas Rodemer: Eine Krippe im alpenländischen Stil, allerdings ...

Der Vogelsberger Krippenbaumeister mit zwei Rohlingen aus Styrodur, das sich besonders ...

Bei dem Vogelsberger Krippenbaumeister hat die Liebe zu den Krippen mit der großelterlichen Krippe angefangen, die dann plötzlich jedoch verschwunden war. Den Wunsch nach einer eigenen Familienkrippe kam dann, als er selbst Kinder hatte. Bei ihm wird allerdings jedes Jahr eine neue Krippe gebaut und aufgestellt. In diesem Jahr ist es eine neapolitanische Krippe, die zu den berühmtesten insgesamt zählt. Das Charakteristischste an diesem Baustil sind die antik wirkenden Säulen. Die neapolitanischen Krippen zeigen das Alltagsleben des neapolitanischen Volks im 18. Jahrhundert, die religiösen Szenen treten in den Hintergrund: So steht zum Beispiel eine Spaghetti kochende Bäuerin neben den reitenden drei Königen und scheint mit einer Wäscherin einen Plausch zu halten, während ein Pizzaiolo aus einem flackernden Holzofen eine Pizza holt und sie in eine Trattoria bringt. Natürlich spielen auch das Jesuskind und seine Familie eine wichtige Rolle, doch sind sie nicht die Protagonisten. In der Region Neapel ändern sich die Figuren der Weihnachtskrippen, bis auf die heilige Familie vielmals. (gr) +++

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