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Vorsicht Feuer - Fotos: Dieter Graulich

GREBENHAIN Profis bei der Arbeit (80)

Bei „Schmiedeglut“ in Vaitshain kann man sein eigenes Messer herstellen

Die Arbeitswelt bei uns in Osthessen ist bunt und vielfältig. Ob stinknormaler Job oder ein ganz ausgefallener Beruf - die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS hat sich in der Region umgeschaut und viele interessante Menschen getroffen, die von ihrem ganz persönlichen Arbeitsplatz erzählt haben. Lassen Sie sich überraschen. +++

15.01.18 - Das Messer zählt zu den wichtigsten Werkzeugen, Instrumenten, und Kultgegenständen des Menschen. Ursprünglich war das Messer Werkzeug, Haushaltsgerät und Waffe in einem. Schon in der Steinzeit vor etwa 3,4 Millionen Jahren, die als die früheste Epoche der Menschheitsgeschichte bezeichnet wird, benutzten die Menschen in Afrika scharfe Klingen, zuerst aus Stein, vereinzelt aus Holz, Knochen und anderen harten Materialien. Sie halfen dem ursprünglichen Pflanzenfresser, andere Nahrungsquellen zu erschließen und beispielsweise Aas zu verwerten, da sein Gebiss nicht zum Zerreißen von Fleisch ausgelegt war. Das Messer war ein persönliches Universalwerkzeug. Es wurde gleichermaßen von Frauen und Männern aus adligem, bürgerlichem und bäuerlichem Umfeld meist am Gürtel getragen, zählte als Kleidungsbestandteil und hatte als Dolch mit Doppelschneide teilweise den Charakter eines Standeszeichens.

Stahlblöcke werden erhitzt

Niels Herber am Bandschleifer

Die Kursteilnehmer am Bandschleifer

Fortschreitende Innovationen verhalfen dem Menschen, Metalle zu gewinnen, so dass er Klingen zuerst aus Bronze und später aus Eisen beziehungsweise Stahl herstellen konnte. Die Herstellung wurde zunächst von der Funktionalität des Messers als Gebrauchsgegenstand bestimmt. Zu einer späteren Zeit erhielt es einen künstlerischen Wert, der Glanz, unterschiedliche Farbgestaltung der Klinge, Verwendung von Gold, Silber, Edelsteinen und die Anfertigung kostbarer Einlegearbeiten und Gravuren umfasste.

Anschleifen zum Umklappen

Einweisung durch Nandger Frank

Entwurf für ein neues Objekt

Bei Ausgrabungen wurden Messer vor allem an Orten der Nahrungszubereitung gefunden. Das Messer gehört zu den wenigen Objekten, das weltweit in allen Kulturen vorkommt und noch heute sind Menschen fasziniert, wenn sie ein hochwertiges Messer oder vielleicht sogar ein handgefertigtes Damastmesser in den Händen halten. Bei Nandger Frank, Inhaber der Messerschmiede „Schmiedeglut“ im Grebenhainer Ortsteil Vaitshain kann dieser Wunsch in einem der vielen Kursen Wirklichkeit werden. Ein zweitägiger Kurs sieht zum Beispiel so aus: Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung wird zusammen das Wunschmesser entworfen. Egal ob Kochmesser, Jagdmesser, Fleischmesser, Brotzeitmesser für die Lederhose oder ähnliches, das Team der Messerschmiede hilft bei dem perfekten Messerdesign.

Rasiermesserscharf

Rohmaterial

Die fertigen Messer von Stephan und Sabina

Danach geht es auch schon los mit Hammer und Amboss und es wird die grobe Form der Messerklinge geschmiedet. Nachdem der Klingenrohling fertig geschmiedet ist, wird das Schmiedestück weiter mit Flex, Bandschleifer und/oder Feilen bis zur fertigen Klingenform bearbeitet. Danach wird das Griffmaterial für den Messergriff ausgesucht. Neben kostenfreien Materialien wie Nussbaum, Kirsche, Mahagoni, und ähnlichem, steht gegen Aufpreis auch eine riesige Auswahl an exklusiven Griffmaterialien zur Verfügung wie zum Beispiel tropisches Hartholz, Maserholz, Edelholz, stabilisiertes Holz, fossiles Mammutelfenbein, Zähne und Knochen und vieles mehr. Damit endet der erste Tag des Messer-Schmiedekurses und die Klinge wird über Nacht im Ofen weichgeglüht.

Sogar die Frühstückspause wird genutzt

Am Drucklufthammer

Stahlblöcke werden erhitzt

Der zweite Tag beginnt mit dem Klingenschliff mit Feilen und Bandschleifer. Wenn die Messerklinge dann fertig geformt ist, folgt das verzugfreie Härten und Anlassen. Beim Klingen-Finish wird erst mit der Maschine vorgeschliffen und dann die Politur der Klingenflanken von Hand bis Korn 400 seidenmatt ausgeführt. Danach folgt gegebenenfalls die Ätzbehandlung um das Damastmuster optisch hervorzuheben. Bei der anschließenden Gestaltung Ihres Messergriffs werden die Griffstücke ohne Spalt mit der Klinge vereint. Am Ende wird das Messer auf Rasierschärfe gebracht. In einem Gespräch erläuterte Nandger Frank einige Details zur Herstellung von Messern aus Damaststahl. So soll die die Anordnung der Stähle und das Mischungsverhältnis entsprechend den Anforderungen an das Messer gewählt werden. Auch die Lagenanzahl sollte mindestens 150 Lagen betragen. Empfohlen werden pro mm Materialstärke 50-100 Lagen. Das Stahlgefüge müsse durch eine präzise Wärmebehandlung optimal eingestellt werden. Bei der Herstellung von Damaszenerstahl werde der Stahl auf über 1.200°C erhitzt. Hierdurch leide das Stahlgefüge enorm und der Stahl werde grobkörnig und spröde. Nur wenn der Gefügezustand fachmännisch korrigiert und wieder verfeinert wurde, werde das spätere Messer auch lange scharf bleiben. Das Härten und Anlassen von der fertigen Klinge sollte von einem erfahrenen Fachmann durchgeführt werden. Bei „Schmiedeglut“ ist dies zum Beispiel der Damastschmied Niels Herber.

Vorbereitungen zum Erhitzen

Übungen mit Holzstück

Das Ziel der Kurse sei natürlich die Herstellung von einem wunderschönen Messer, aber dennoch biete der Kurs den Teilnehmern einen umfassenden Einblick in alle Arbeitsschritte wie zum Beispiel das Erkennen der korrekten Glühfarben und Temperaturen beim Formschmieden der Klinge, Hammerführung und Schlagtechnik. Die Teilnehmer bei dem Messerschmiedekursen kommen aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland. Bei einem Kurs Anfang Dezember des Vorjahres kam ein Teilnehmer aus der Nähe von Ansbach, zwei aus München, drei aus Mainz und Stephan und Sabina aus dem Schweizer Ort Fahrweid cirka 10 km von Zürich entfernt. Das Messer war ein Geburtstagswunsch von Sabina und der der wurde ihr von Ehemann Stephan erfüllt. Beide waren am Ende voll des Lobes über den Kurs mit seinen sehr guten Erklärungen zur Messerherstellung. (gr) +++

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